Hannover Messe 2023 - 2 nach Corona
Ansage
Messe wieder real,
„be top“ sein,
mit Bot Cobot und Robot,
in der Welt des Digitalen
durch Elektrifizierung Automatisierung,
mit KI und der Industrie 4.0
Blick auf Quantencomputer,
in die Wasserstoffwelt,
auf Energieeffizienz.
Der Rahmen
Die 2. Präsenzmesse nach Corona fand zur vollen Dauer von 5 Tagen zurück (17. bis 21. April 2023). Das Leitthema „Industrielle Transformation – making the difference“ lockte trotz Streiks bei der Bahn und beim Flugverkehr 130 000 Besucher an, 40.00 mehr als im Vorjahr. Klimakrise, Krieg und Konjunkturschwäche ließen die Grundstimmung verhalten erwartungsvoll erscheinen. Aussteller aus dem Maschinenbau, der Elektro- und Digitalindustrie, der Energieversorgung der Zukunft beteiligten sich dieses Jahr über 4000, 1500 mehr wie im Vorjahr. Um 5 Hallen war die Ausstellungsfläche dieses Jahr auf 15 gewachsen. Zu „Glanzzeiten“ waren alle verfügbaren Hallen ausgebucht und selbst die Außenflächen belegt.
Die Aussteller widmeten sich 5 übergreifemden Themenfelder mit 3 Schwerpunkten:
1. CO2-neutrale Produktion und Energieeffizienz.
2. KI und Maschinelles Lernen
3. Wasserstoff und Brennzellen
In 6 Hallen verteilt fanden sich themenbezogenen Konferenzbühnen: „Industrial Transformation“, „Tech Transfer“, „Industrie 4.0“, „Energy 4.0“, „Industrial Wireless & 5G“, Trade & Invest“, „Hydrogen& Fuel Cells Europe“ und „Industrial Startups“ neben den firmeneigenen Bühnen und die des „Partnerlandes Indonesiens“. Auf den Bühnen spiegeln sich Megatrends und mögliche Transformationen der industriellen Entwicklung.
Die Stichworte weisen die technologische Bandbreite der Angebote hin. Anzutreffen ist. Auf der Messe wird ein breites Feld neuer Produkte und Lösungen gezeigt und zu diskutiert. Besucher sind bei der Fülle gezwungen, sich auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren. Die Messe hält auch für Industrie-Startups Angebote bereit.
Mein Messebesuch gilt mehr der Beobachtung und der Impression. Er ist subjektiv und in gewisser Weise zufällig. Bin weder ein Fachmann noch ich in diesen Feldern beruflich tätig, schnappe mal dies und mal das auf. Viel Wissen vermittelten die Konferenzbühnen, die ich nur wahlweise besuchen konnte, und Broschüren.
Eine Besonderheit dieser Messe war die Installierung eines Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) zur kabellosen Kommunikation auf 5-G-Basis als Serviceangebot. Sensoren erfassten in den Ausstellungshallen Daten über Geräuschpegel, CO2-Gehalt, Besucherandrang u.a. in Echtzeit ablesbar. Ein QR-Code galt nach der Taschenkontrolle als Eintrittskarte auf Messegelände.
Politiker auf der Messe
Jedes Jahr wird ein Partnerland zur Messe eingeladen. Indonesien, ein asiatisches Land, das 16 Flugstunden von uns entfernt lieg, war dieses Jahr zum dritten Mal Gastland. Der Staat erstreckt sich über 16771 Inseln. Geografie, Kultur und Wirtschaft ist uns weniger vertraut. Immerhin leben im Inselstaat 276 Millionen Menschen, mehr als dreimal so viele wie in Deutschland. Der indonesische Staatspräsident Joko Widodo ließ es sich nicht nehmen nach Hannover zu kommen, um mit dem Bundeskanzler Olaf Scholz die Messe zu eröffnen. Beide zeigten Interesse für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indonesien.
Mit seinem wirtschaftlichen Potenzial und wie auch landestypischen Produkten wie z.B. ein „Solar-Ice-Maker“ für Fischer, oder Kokosnuss als Nahrungsmittel oder auch mit traditionellem Design von Kleidungsstoffen, die von den Menschen and den Ständen getragen werden. (Abb.1)
Am Rande der indonesischen Standfläche hatte man eine „Ruheinsel“ mit Liegestühlen zur freien Benutzung aufgestellt, die Messebesucher nahmen sie gerne zur Entspannung an. Dies vermittelte eine der Lebensqualität zugewandten Mentalität. (Abb.2)
Weitere Politiker besuchten ebenfalls die Messe, wie die Ministerin und stellvertretende Leiterin der Vertretung der Botschaft Kanadas in Deutschland Isabelle Roupart mit der Absichtserklärung im nächsten Jahr als Gastland auf der Messe vertreten zu sein. Auch der Wirtschaftsminister Robert Harbeck unternahm einen Gang über die Messe, wie auch die . Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger bei der Verleihung des Industriepreises Hermes Award an das Unternehmen Bosch Rexroth. Einzelne Länder und Firmen gaben am Abend noch Empfänge.
Die Herausforderungen durch den Klimawandel braucht Lösungen für Klimaneutralität im Rahmen der Produktion. Möglichkeiten zur Abhilfe erwachsen aus der digitalen Transformation.
Bei der Vielfalt der Themen stellt sich die Frage, womit beginnen und auf was den Schwerpunkt legen? Auf meinem Rundgang nahm ich es, wie es kam. Das eine oder andere konnte ich in Broschüren oder Schriften ergänzen. Ich wende mich im Folgenden den Schwerpunkten zu: Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz (KI), Robotik, Quantencomputer, Energie und Wasserstoff.
An der Tatsache, dass der holozänistisch bedingte Klimawandel nicht nach Algorithmen und Automaten fragt, kommt keiner vorbei. Vielmehr zieht die Erderwärmung Automatismen nach sich, die wir in extremen Wetter Ereignissen vielerorts erfahren. Darin zeigt sich eine Überforderung der bisherigen Kreisläufe, die Übernutzung und Ausbeutung der natürlichen Gegebenheiten.
Mit der industriellen Transformation baut sich Hoffnung auf, mit vielen kleineren und größeren technischen Fortschritten regional gegenwirken und Nachhaltigkeit anstoßen zu können. Dies zu zeigen, ist zugleich ein wesentlicher Aspekt der Messe.
1 Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz (KI)
Seit 2017 warb die Messe Hannover mit dem Slogan „Industrie 4.0“. Sie markierte damit einen Schlüsselbegriff der digitalen Entwicklung und automatisierten Produktion, wo Hardware, Software, Anwendung und Service als zentraler Bestandteil miteinander verknüpft werden. 4.0 ist zu einem Etikett oder Signet geworden, einprägsames und signalisierendes Dauerschlagwort. 4.0 ist ins Bewusstsein gehoben worden, gilt als Aushängeschild und Visitenkarte für den digitalen Fortschritt (gemäß den Entwicklungsstufen Mechanisches Engineering, Elektromechanik, Mechatronik, Cyber-Physis (Kommunikation), Kognitive Stufe (Menschen betreffend) und Subsidiarität (wendig und angepasst). Das aufgeladene Signal 4.0 neigt sich inzwischen infolge seiner verbreiteten Verwendung zu einem alles und nichts aussagendem Begriff.
Die digitale Transformation wird durch ihre Entwicklung im Bereich der Maschinen zur grundlegenden Basis für die Produktion unter 4.0. Ein System ist zu steuern und zu verstehen, die Blackbox darf nicht „black“ bleiben, sonst unterliegen die Nutzer der Gefahr in Scheinwelten zu produzieren, die aus der Black Box scheinbar objektiviert und undurchsichtig algorithmisch erscheinen. Die größere Gefahr findet sich in der Nichtdurchdringung der Algorithmen.
Neue Denkansätze braucht es, um auf Cloudbasis, mit Softwareplattformen und Modulbauweise weiter fußende Impulse zu setzen. Maschinelles Lernen auf KI-Basis (Deep Learning) ist ein Teil davon. Je umfangreicher die Datenbasis, desto zuverlässiger das Ergebnis. Für die digitalen Datenträger werden gigabitfähige Netze benötigt, wie mit der entstehenden Glasfasernetzinfrastruktur aufgebaut wird. Die Datenübertragungsrate erreicht in der Glasfaser ein Gigabit (1000 Megabit), gegenüber dem bisherigen Standard von 200 und Megabit. Wirtschaft und Unternehmen wollen im eigenen Arbeitsbereich den Anschluss nicht verlieren.
Dazu gehört die Entwicklung der Halbleitertechnik mit ihren Trends zu Nano-Speichern von 150 - 200 Millimeter Wafer in Richtung 300 Millimeter Basis und zur Digitalisierung. Die Entwicklung läuft auf neuronale und hyperkomplexe Netzwerke zu.
Der andauernde Prozess der Digitalisierung im Verbund mit der Miniaturisierung ist die Voraussetzung für die KI, die im gegenwärtigen Hype dem bisherigen Schlüsselbegriff 4.0 als Zukunftstechnologie den Rang abläuft. Es ist nicht nur das Tempo der Verbreitung, sondern die Möglichkeit der Echtzeit an mehreren Orten, zugleich auch die unübersehbare Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten, die erschlossen werden.
Die Möglichkeit Dinge und Aufgaben an Zweit- oder Drittorten in Echtzeit auszuführen, erweitern das Arbeitsfeld. In gewisser Weise wächst in der Vernetzung eine Grenzenlosigkeit.
Die Entwicklung steht erst am Anfang und man ist nahezu gezwungen, auf dem Laufenden bleiben, will man nicht. Im Zugzwang Schwerpunkt der Anwendung ist die Autoindustrie und der Maschinenbau. Aber auch die Pharmaindustrie und der Dienstleistung Sektor bedient sich der KI.
Zum einen steht die einzelne Maschineneinheit im Blickpunkt, die mit Hilfe von KI- Software und -Tools flexibel einzusetzen ist, das heißt, dass die Maschine für neu zu konzipierende Produkte mit Hilfe einer offenen Softwarearchitektur flexibel umgestellt und angepasst werden kann und die Produktion schneller, genauer und kosteffizienter ausführt und damit der ökologische „Fußabdruck“ sich verbessert.
Digitale Zwillinge
Die digitalbasierte Aufstellung wird zwei Gesichter beinhalten: Zum einen den real existierenden Maschinenkörper und seinem „digitalen Zwilling“. Existieren sie miteinander über ein Netzwerk verknüpft, so können beide Systeme in Echtzeit miteinander kommunizieren. Die virtuelle Ansicht kann geplante Vorgänge bereits durchspielen und prüfen. Funktionsmängel können im Vorfeld beim Zusammenspiel zwischen virtueller Darstellung, physischem Objekt und dem System erkannt werden. Es wird unterschieden zwischen Anlagenzwillingen, Produktzwillingen oder Fertigungszwillingen. Die digitalen Modelle können sich auf eine Einzelmaschine oder auf vollständige Fabriken beziehen. Reale und virtuelle Welt verschmelzen, erzeugen eine “hybride“ Welt.
Heute verbindet sich 4.0 mit IIoT (Industrielles Internet der Dinge) und der KI (Künstliche Intelligenz). Information und sensortechnisch ausgerichtet Gegenstände, die aus der physischen und virtuellen Welt Daten erfassen, verarbeiten, speichern und miteinander vernetzen. D.h. eine Software definierte KI vernetzt reale Welt mit der virtuellen, lässt virtuelle Produkte entstehen, bis hin zu den bereits genannten realitätstreuen „digitalen Zwillingen“. Dabei spielt die sog. „Extended Reality“ darunter „Virtual“ oder „Augmented Reality“ eine Rolle. Mit ihrer Hilfe kann eine aus der Ferne einsehbare Vorlage abbildstreu gezeigt werden und können als Übertragungshilfe bei vorzunehmenden Tätigkeiten (Reparaturen) direkt dienen, ohne, dass ein Experte anreisen muss.
Spannend wird die Verbindung von „Augmented Reality“ und der „Virtual Reality. In einer analogen Umgebung wird, die mit Hilfe einer Mixed Reality Brille ein Minicomputer zwischen Augen und reale Welt gesetzt. (Abb.3)
In die analoge Umgebung können neue bzw. ergänzende Scheinwelten eingeblendet werden (z. B. Modell Apple). Bei KI-Applikationen sind Sprachsteuerung, Kamerafenster und Sensoren miteinander verbunden.
Ein weiterer und wichtiger Entwicklungsschritt liegt im Verbund über Kabel oder drahtlos vieler Maschinen (Robotern, und deren Zusammenspielt auf einer Produktionsstraße, ja wo die Maschine selbst lernen kann, die Arbeitsweise zu verbessern und weiterzuentwickeln.)
Der Einsatz von KI-Lösungen kann Effizienz erhöhen, von Routinearbeiten entlasten, Kosten senken und die Entscheidungsfindung verbessern und besitzt die Fähigkeit Bilder, Texte, Spracheingabe zu verarbeiten und „intelligentes Verhalten“ zu zeigen, indem sie Zusammenhänge erkennen und darauf reagieren und durch Visualisierung unterstützen können. KI im Verbund mit Big Data beeinflussen die Erkenntnis und geben eine Basis für die Entscheidungsfindung.
Sprachdialogsystem ChatGPT
Welche Rolle Sprachdialogsysteme wie z.B. Chatbots ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) und andere bei Recherchen, Erstellen und Überprüfen von Inhalten u.a. spielen werden, muss sich erst noch erweisen. Es bedarf der Erfolgskontrolle, wobei die Prozessergenisse zu durchschauen sind, was zutreffend ist und was sich als “Datenhalluzination“ entpuppt. ChatGPT wird fortlaufend weiter mit Daten gefüttert, eine neue Version lösts die vorherige ab und hat das Potenzial sich ständig zu verbessern.
Letztlich hat das Zusammenführen von Software mit KI das Potenzial die industriellen Prozesse zu revolutionieren, was sich auch auf die Arbeitsweise auswirkt. Die Arbeitswelt darf dabei nicht allein technologisch geprägt sein, sondern muss auch eine menschengerechte Gestaltung verfolgen. Das Zusammenführen von menschlicher Arbeit und KI-basierte Systeme müssen gleichwertig gesehen werden,
Was sich hier anbahnt ist in ihrem Zusammenhang noch wenig transparent, schwer zu prognostizieren und im Bewusstsein verankert sind.
Generell wird sich das KI-Potential auswirken in den Bereichen: Schule/Hochschule, Medien/Unterhaltung, Schutz/Sicherheit, Medizin/Pflege, Arbeit/Produktion und Handel/Konsum.
2 Robotik
Roboter sind in ihrer Vielfalt auffallende Elemente beim Gang über die Messe ziehen den Blick auf sich und sie werden zunehmend von KI-Elementen ausgestattet. Die meisten sind in Aktion und arbeiten: Sortieren, sprühen Farben oder heben Lasten. Gestalt und Form variieren.
Die Robotik zielt auf Effizienzgewinne und Wertschöpfung. Daher erobern in der produzierenden Industrie Automaten, Robotern und Cobots als industrielle Robotik immer mehr Bereiche. Mechanik und Elektronik verschmilzt zu Mechatronik und findet seine Gestalt in Robotern, die mit Informations- und Kommunikationstechnologien sowie mit KI verknüpft sind, wie mit Big Data und dem Internet der Dinge. Echtzeit-Datenüberwachung, die sammelt, analysiert und visualisiert sind zeitnahe Vorgänge. Autonomen mobilen Roboter gehören die Zukunft.
Messebesucher können prüfen welche Automatisierungsstufe verschiedene Hersteller anbieten wie z.B. Automatisierungslösungen als einem ganzen „Roboterorchester“ oder auch „Low Costs Automation“. (Abb.4)
Von Bedeutung sind die Gestaltung und Bedienbarkeit von Oberflächen bei der Mensch-Maschinen-Interaktion.
Interessant ist die „Black Box“, das was dahinter bzw. darin als Programm und Steuerung, an Algorithmen und der KI, steckt, bzw. die darin verfügbaren Fähigkeiten. Sie müssen transparent sein. Vielfach steckt bereits eine Wireless- und zunehmend eine 5-G-Technologie im Hintergrund. Steuerung bzw. Bedienung laufen zum Teil über kabelgebundene Leitungen mit Steckern, Schaltkästen, Kontaktierungen stellen besondere Anforderungen and die Hardware. Besonders vielversprechend ist ein Zusammenspiel von KI und Robotik mit der Fähigkeit virtuellen Interagierens und dies von jedem Ort, der die technischen Voraussetzungen bietet. mit Hilfe einer Extended Reality, auszuführen. Ein zweiter Weg ist drahtlose Verbindung im System.
Kollaborierende Software-Roboter (Cobots) ersetzen menschliche Arbeit, sind weniger fehleranfällig, erlösen von Monotonie oder ermüdender Muskelkraft, lässt sich mit KI kombinieren. Auch bei gefährlichen oder schmutzigen Arbeiten.
Mit Hardware als Handmodul und Software unter pneumatisch aufgebaute und feinsteuerbare „Arme“ gezeigt. Ihre Reichweite, Traglast, Flexibilität, Bandbreite, Appsverwendung, Modulfähigkeit bilden Avatare. Sensoren, Aktoren, die Mooren verbinden. Zu prüfen ist auch die elektromagnetische Verträglichkeit. Gearbeitet wird auch an einfach „steckbaren“ Systemlösungen und schaltschranklosen Verbundlösungen.
Neben den stationären Robotern kommen auch mobile Roboter zum Einsatz. Laufroboter (Abb.5)
lassen sich z. B. für eine intelligente Inspektion von Maschinen und Anlagen einsetzen. Sie sind mit Spektralkameras, Gassensoren oder hochauflösenden 2-D Kameras ausgestattet. (Foto) Eine Software der 3D-Kartierung und 3D-Pfadplanung mit Navigation lassen auch eine autonome Inspektion zu. 3D-Sensoren sind auf dem Vormarsch. (Abb.6)
Eine andere Gruppe zeigt führerlose Transportsysteme. Der Energieversorgung muss bei einer Roboterkette sorgfältig geplant sein. Eine weitere Verbesserung zeigt sich bei den „Pick- and Place-Prozessoren“ durch ausgefeiltes Programmieren von Sensoren, Scannern, Greifern und Verarbeitung.
Der Fachmann wird gebraucht, wenn beispielsweise ein Roboterarm versagt, wie beim beobachteten Sortieren von einer Zitrone, einer Limette, einer Avocado und einer Kugel. (Abb.7)
Als ein Teil dem Greifer entfällt und er nicht nachfassen kann, kommt er durcheinander und lässt zwei Teile liegen und stellt seine Bewegungen ein. Ein Aussteller kommt zu Hilfe. Zunächst umsonst. Später entdeckte ich, dass die Automatik wieder normal arbeitete. Der „Experte“ konnte es offenbar wieder richten.
An Lösungen zum Autonomen Fahren wird geforscht und ist nicht nur auf Straßenverkehr fokussiert, sondern gleichermaßen auf Schiffs- und Bahnverkehr.
Schnittstellen zwischen Fahrzeugen und mobilen Robotern, zwischen unterschiedlichen Herstellern und Typen mit Kombinationsmöglichkeiten mit angeschlossenen offenen Netzsystemen gelten als zukünftige Basis. Robustheit, Flexibilität und Sicherheitsstandard (Resilienz) sind bedeutsam.
Anwendungen sind im Entstehen wie z.B. bei Ernterobotern, Rosenabschneideroboter u. v. a. Wie eine Mensch-Maschine-Kooperation funktioniert, ist eine Gestaltungsfrage.
3 Quantencomputer Stichwort Quantum
Beginnt mit der Entwicklung des Quantencomputers eine neue Computerära? Seit etwa einem Jahrzehnt wird dazu geforscht. Grundlage ist ein neuer Ansatz. Beim herkömmlichen Rechner wird mit 2 Zuständen eines einzigen Atoms gearbeitet (0/1). Legt man eine Kette von Atomen zugrunde (Atomkern mit seinen ihn umkreisenden Elektronen, bewegen sie sich im Umlauf, sind mal näher mal ferner von einem Fixpunkt. Ihr Zustand verändert sich ständig). Laser können dies ablesen. Mit der Zahl der Atome wächst die Zahl der Variationen, bei 100 bis 200 werden die Kombinationsmöglichkeiten, die im Quantencomputer zugleich analysiert werden können, sehr groß.
Die Träger physikalischen Wechselwirkungen besitzen eine Mindestgröße sog. Quanten und bilden eine „Quantenwelt“, die es gezielt für Kommunikation, Sensorik, für Computer und Simulation zu nutzen gilt. Die kleinste Recheneinheit ist Quantum Bit (Qubit). Diese könnten die Basis von anders strukturierten digitalen Technologien werden. Anwendungsmöglichkeiten werden gesehen für die Messung von Magnetfeldern, der Zeitmessung, von abhörsicherer Kommunikation, der Raumfahrt, der Satellitenausstattung für Geodäsie, Meteorologie und Sensorik.
Der technische Aufwand dafür ist sehr hoch. Zum einen sind die die Mikroprozessorteile äußerst winzig und zum andern müssen die Laserleser fast bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt eingebettet sein. Der Vorteil eines Quantenrechners liegt zum einen in seiner Schnelligkeit und zum anderen im geleichzeitigen Bearbeiten von mehreren Aufgaben. Kombination von Schnelligkeit mit Mehrfachverarbeitung können einen Schub bei Anwendungen auslösen.
Die Quantentechnologie und -service benötigt keinen eigenen Speicher mehr, da über die Netzschaltungen der Zugang von überall her möglich wird, serverlose Standorte, wobei bis zu 7 Akteure gleichzeitig mit Speicherdaten arbeiten können. Wartungsaufwand und Rechnerhardware kann dadurch eingespart werden.
Die Regeln der „Quantenmechanik“ wird sich auf die Quantenkommunikation, Quantensensorik und -methodologie, Quantencomputing und -simulation und schließlich auf ein quatenbasiertes Bild gebendes Verfahren. Es gilt eine Schlüsseltechnologie zu entwickeln.
Es existieren verschiedene Vorschläge, wie ein Quantencomputer realisiert werden können. In kleinem Maßstab wurden einige dieser Konzepte im Labor erprobt und Quantencomputer mit wenigen Qubits realisiert. Der Rekord lag im November 2021 bei 127 Qubits und lag ein Jahr später bei 433 Qubits. Was durch die neue Technik besser oder effizienter zu lösen ist, ist eine offen. Der Quantenprozessor ist noch nicht marktfähig. Arbeitsfähige Quantum-Chips sind in der Entwicklung.
Weil die Quantenphysik vom Verständnis her schwer zugänglich ist, ist es wichtig, das Wissen zu erschließen und zu fördern, um eine neue Generation an Wissenschaftler herzanzuziehen. Die Vernetzung der Forschung wird im Projekt Quantum Futur gesucht und in Kursen von der Quantum-Futur-Akademie vermittelt.
Mit einem enormen Entwicklungssprung wird gerechnet, wenn Quantencomputing sich durchsetzen kann.
4 Energie - Wasserstoff - Effizienz
Neben Fotovoltaik und Windkraft wird die Wasserstofftechnik (Abb.8)
zunehmend für die Ökologisierung bedeutsam. Im gesamten Produktionsbereich – Konstruktion, Herstellung Zulieferung, Materialtransport von Bauteilen, Verpackungsprozess, Auslieferung, Abfallbereich du Recycling - all diese Schritte haben Einfluss auf eine notwendig Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit, d.h. sich mit Ressourcenschonung zu befassen, den ökologischen „Fußabdruck“ zu verringern, insbesondere bei den Unternehmen mit hohem Energiebedarf.
In Folge der notwendig gewordenen Neuordnung des Bezugs von Energierohstoffen (Gas, Öl) wird eine Anpassung notwendig, die der Energie und Mobilitätswende führen und beschleunig erfolgen wird. Ziel ist eine nachhaltige Effizienzsteigerung. Bis 2030 soll der Wert auf einen CO2-Anteil von 55 % gesenkt werden, bezogen auf 1990, und um 2050 eine „CO2-Klimaneutralität“ vor allem durch erneuerbare Energie erreicht sein. Es soll Abwärme mehr genutzt werden u. a.
Grüner Wasserstoff, wenn er ohne CO2-Ausstoß, d.h. mit Wind- und Sonnenergie oder Biogas die Elektrolyse erfolgt, wird als ein Schlüsselfaktor der Dekarbonisierung angesehen. Dabei muss die Wertschöpfungskette als Ganze betrachtet werden: Erzeugung von Wasserstoffspeicherung, Transport, Nutzung. Für die Industrieproduktion wären die werthaltigen Produkte Strom und Wasser.
Wasserstoff hat massenbezogen eine höhere Energiedichte als Erdgas (1 kg Wasserstoff enthält eben so viel Energie wie 2, 1 kg Erdgas).
Auf der Messe sind 500 Unternehmen mit der Problematik „grüner Wasserstoff“ befasst, dem Wasserstoff als Energiespender und für Brennstoffzellen (Motoren, Brenner z.B. Motorrad, Abb.9).
Die Salzgitter AG arbeitet daran, ihre Stahlproduktion mit (grünem) Wasserstoff zu befeuern, um den ökologischen Fußabdruck der Hochöfen und Hütten beim CO2- schrittweise herabzusetzen. Ziel ist 2025 38%, 2033 95 % auf grünen Wasserstoff umzustellen mit Wasser als „Abfallprodukt“
In diesem Zusammenhang ist auf ein Projekt „Green Wilhelmshaven“ und LNG-Terminal auf Rügen hinzuweisen, wo ein Terminal für den Import von Ammoniak schnell umgesetzt werden soll. Ammoniak kann in Wasserstoff zurück verwandelt werden. In Kombination mit Offshore-Windparks, einen Wasserstoffpipelinenetz und Kavernenspeichern werden ehrgeizige Ziele gesetzt. Eine Wasserstoffwirtschaft mit Energieträgern ist dabei sich herauszubilden. Allerdings stell sich die Frage, ob es effizient ist, Wasserstoff durch grünen Strom zu erzeugen, um ihn wieder in Strom zurück zu verwandeln. Ob das zukunftsfähig ist? Die Wasserstofftechnik ist als zukunftsfähig in Punkte Energieeffizienz, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit eingestuft. Die Forschung zur Nutzung von Wasserstoff wird gefördert.
5 Ausblick und Technik/Mensch
Die Medien und die Berichte propagieren eine Dynamik der Veränderung durch KI. Die Entwicklung in der Industrie ist daher der tragende Faktor bei der Produktionsweise und für Umbau im Hinblick auf Nachhaltigkeit usw. Die sektorale Sicht ist bei der umwälzende Grundwelle wichtig und als ein Prozess, mit hohem Transformationspotenzial anzusehen. Aber bei genauer Betrachtung geht dieser Wandel weit über die technische Seite hinaus und wirkt auf die Gesellschaft in ihren Grundzügen ein.
Technologiesprünge verändern die Arbeitsweise. Digitalisierung legt die Basis hierzu. Wenn der Maschine Fähigkeiten innewohnen, die den Arbeitenden entlasten, sie aus Fehlern „lernen“ kann und darauf aufbauend selbst „Entscheidungen“ trifft, steht neben der Entlastung eine Art Entmündigung des Menschen an. Maschinelles Lernen und integrierte Computersysteme sind dabei, Intelligenz und menschlich Arbeit zu ergänzen. Sie kann das Selbstwertgefühl durch Arbeit in Frage stellen. Einen Sinn muss in der Arbeit bleiben. Das ist möglich bei gemeinsamen Zielen, verbindende Normen, Werten und kulturellem Verständnis.
Die Arbeit wird nicht ausgehen, wohl aber werden neue Jobs entstehen und klassische Berufe sich unter einem Dauerfortschrittmodus zwangsweise wandeln. Die Technologie wird „menschliche“ Betreuer brauchen. Das hat zur Folge, dass Anpassung, Lernbereitschaft und Lernfähigkeit notwendig sind. Die Individuen sind gehalten sich aus dem einem überkommenen Gefängnis der Gewohnheit und verfestigten Arbeits- und Denkschablonen zu lösen. Damit kommt es zu einem Kompetenzumbau. So wie sich auf der Netzgrundlage die Arbeitsorte verlagern können hin zum Homeoffice. Die Nachfrage nach Büroflächen verschiebt sich. In dieser Verlagerung zeigt sich bereits ein Strukturwandel an, hin zu Leerflächen.
Absehbar sind technologische und ökonomische Verwerfungen, die nach neuen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Modellen verlangen (wie Vorstellungen über Grundeinkommen, Besteuerung. Anerkennung von gemeinnütziger Arbeit).
Nehmen wir an, das System selbst fahrender Fahrzeuge existiert (entsprechende Versuche laufen). Ein Fahrgast nutzt ein freies Taxi, das ihn von A nach B bringt. Er hat keinen Einfluss auf die Route, die das Fahrzeug wählt, noch kann er auf eine Verkehrssituation selbst reagieren. Ein algorithmisches System ist angelegt, ist aber zugleich intransparent, zeigt nicht auf worauf das Geschehen basiert. Entscheidend ist nur das reine Ergebnis, der den sicheren Transport von A nach B gewährleistet.
Was bedeutet so ein blindes Vertrauen. Geschieht ein Unfall, wie ist die Situation zu klären?
Eine andere Situation ist die 24-stündige Verfügbarkeit der Technik in ihrer Rückwirkung auf Arbeitszeit bzw. Abstand von der Arbeit. Das gilt insbesondere der Potenz pausenloser Nutzung von Medien, wo eine „Work-Life-Balance“ gefunden werden muss, aus dem Zustand, wo die Anforderung und Handlung sofort ausgeführt wird. Den Abstand einhalten können oder gar die Fähigkeit zur Muße zu entwickeln wird ein Gestaltungsfaktor. Das Individuum ist selbst handelnd und kann lernen, Abstand von der Beschleunigung zu gewinnen.
Es ist damit zu rechnen, dass der techno-strukturelle Wandel, die digital-technische Transformation sich rasch vollzieht und viele Arbeitsbereiche erfasst z.B. im Servicebereich, bei der Logistik oder dem Vertrieb u.a. Die Sorge besteht, nicht mehr mitzukommen, wenn die Psyche der Furcht vor der Veränderung im Prozess, der abläuft unterliegt. Die Welt teilt sich in ängstliche Skeptiker (bis hin zu Weltverschwörungstheoretiker) und in Veränderungsbefürworter (bis zu Fantasten). Die einen sind von der Entwicklung abgekoppelt, die anderen reiten empathisch auf den Wellenkamm des Fortschritts. Die Tradition im technischen Denken, die Gewohnheiten haften. Die Veränderung dockt an der Vergangenheitsprägung an.
Die Gesellschaft ist nicht auf rasante Modernisierung eingestellt. Sie bedarf einer Motivation und einer gewissen Kontrolle über die sich entwickelnden Anwendungen. Woher kommt ihr Antrieb dazu? Woher und wie gewinnt man Überzeugungen und Rechtfertigung dazu? Bedingt Wandel einen Zugzwang?
Die digital-technische Transformation wirkt sich tiefgreifend auf das einzelne Individuum und damit als auch auf die Organisation der Gesellschaft aus. Die mediale Öffentlichkeit hat dabei einen erheblichen Anteil. Die digitale Information bringt Vorteile gegenüber jenen die ökonomische und Macht ausübende Mittel verfügen und sie zugleich auch „Vermögenswerte“ beinhalten, die für die Besitzenden von Vorteil sind. Eine Welt der Krypto Ökonomie (Bitcoins) wächst heran.
Letztlich steht die Frage im Raum, wird der digitale Hintergrund zum Vorteil vieler Bürger eingesetzt (medizinische Versorgung) oder als Druckmittel gegen Bürger im Rahmen von diktatorischen Streben (Chinas Personenüberwachung)?
Der Körper als Baustelle
Das Individuum ist der sich ausbreitenden Technik unterworfen, d.h. das Individuum bildet den Angelpunkt und wird selbst zur „Baustelle“. Diese kann konkret werden, wenn ein Körper Ergänzungen, Ersatz, Hilfen oder Unterstützung erfährt, „Human Enhancements“, körperliche Defizite mit Hilfe von Technologien kompensiert und Mängel überwindet, Funktionen aufrechterhalten bzw. auch die natürliche Leistungsfähigkeit des Körpers darüber hinaus gesteigert werden.
Ganz konkret: Der ukrainische Oberfeldwebel Vitalis K. verlor im Laufe der Kampfhandlungen beide Beine und erhält als Ersatz zwei Beinprothese, eine mit und eine ohne Knie und kann wieder gehen. Wir erleben hohe sportliche Leistungen von Prothesenläufern bei Wettbewerben u.a., die der natürliche Körper nicht vollbringen kann Die Basis hierfür ist im mechanischen Bereich die Entwicklung bei den Hightech-Prothesen mit KI- Technologie und neuen Materialien wie Carbon u. a.
Andere Menschen haben einen Herzschrittmacher implantiert erhalten oder bekommen Impulsgeber für die Muskelsteuerung von Bewegungen von Körperteilen.
Cyborg
In den 60ger Jahren kam der Begriff Cyborg (kybernetischer Organismus) auf und stand in Zusammenhang mit aufkommenden Weltraumaktivitäten, wo Menschen und Maschinen in einer unwirtlichen Welt eine Partnerschaft eingehen müssen, um überleben zu können. Inzwischen hat sich der Cyborg gemausert und wird zu einem Mensch-Maschinen-Wesen Gebilde. Eine „einfache“ Routineanwendung ist der Herzschrittmacher in der medizinischen Behandlung. Doch ist die Technik in vielen Bereichen weiter vorangekommen, wenn z.B. Sensoren eigepflanzt werden oder eine Überwachung des Hormonspiegels in Bezug auf Zuckerwertkontrolle arbeiten und automatisch für Korrektur zu sorgen.
Ein Cyborg ist heute ein Mensch (Lebewesen), der mit technischen Hilfsmitteln ergänzt Gesundheit aufrechterhält oder auch menschliche Leistung über da notwendige Maß hinaus steigert.
Dazu kommen mobile Externa wie Handy, Tablets, digitale Brillen oder auch einfach Fahrzeuge, die die Lebenssphäre und Lebensraum enorm erweitern und ergänzen. Doch die Medien gehen soziale Bedingungen mit Realitätsverlust, Denkmangel und Fertigmeinungen einher. Virtuelle Raumerweiterumg
Neben diesen analogen physischen „Baustellen“ unterliegt das Individuum auch biologischen Ergänzungen, Transplantationen und Stammzellehandlungen. Eine weitere „Baustelle“ betrifft die Einflussnahme der Geräte auf unsere Denk-, Geist- und Gefühlswelt. Diese digital virtuelle Geistbaustelle ist für die Menschheit eine neue Entwicklung und eine die Handlungsmöglichkeiten erweiternde Dimension.
Mensch-Maschine-Beziehung
Technik ist Teil des gesellschaftlichen Lebens. Dazu gehört auch die produzierende Industrie mit ihren Großmaschinen und Produktionsstraßen, mit der Welt der Roboter. Darauf baut eine Mensch-Maschinen-Beziehung auf, als neue Stufe eiern Machtentfaltung mit neuen Fähigkeiten mit Hilfe der Technik. Die maschinelle Welt verursacht ökonomischen Druck auf Produktivitätsanforderungen im Wettbewerb. Auch die andere Seite ist zu sehen, da es im Wesen der Produktion liegt, die zu einen Warenüberfluss führen kann, der in seiner Menge zugleich Abfallberge schafft oder Fremdstoffe in die natürlichen Kreisläufe einbringt mit Gefahrenpotenzial für Umwelt und Gesundheit. (Glykosat, Asbest u.v.m.). Diese Stoffe werden zum wesentlichen Faktor bei der Nachhaltigkeit.
Die digitale Welt offenbart sich nicht nur in Großmaschinen und Kleingeräten, sondern auch auf der Ebene der „geistigen Welt“ der Sprache, des Denkens und Schlussfolgerns, bis hin zu virtuellen Erlebniswelten. Dabei eröffnen „digitale Daten“ als „ubiquitäres Öl“ neue Handlungsspielräume, die den Programmen, zur Lenkung eingegeben sind. Sie verlangen, will man sie beherrschen, Fachkenntnisse. Mit handhabbaren Computern als virtuelle Brille oder „Computerbrillen“ liegt ein Werkzeug vor, durch das eine virtuelle Welt plastisch wird, zum Greifen nach und sichtbar die Grenze zur physischen Welt überspannt, beide Welten sogar in der Wahrnehmung ineinander übergehen. Illusion und maschinelle Überlegenheit verschwimmt durch die Technologie. Neuronale Schaltkreise werden bioähnlich entwickelt, bis hin, dass eines Tages Gedanken gelesen werden können oder Nanoroboter sich in Venen bewegen.
Die „geistige“ Ebene zeigt sich in Angeboten in „Textrobotern“ wie z.B. BotChat PT (von Open AI entwickelt), einer Sprachsoftware, die mit KI sich selbst Dinge beibringen kann, die an kognitive Aufgaben heranführt (eigene Texte, Gedichte verfasst oder komponiert), die bisher von Menschen hervorgebracht wurden. Die KI-vernetzte Sprache entwickelt sich zum berufsfähigen Dolmetscher. Es kann dabei geschehen, dass falsche oder seltsame Antworten gefunden werden, die „halluziniert“ sind. Wie mit KI-generierten Fakes umgehen, sei es als Text, Sprache oder Ton? Wie sie erkennen und wie begrenzen?
Wenn das Gehirn den Geist und das Bewusstsein hervorbringt, dann könnte es eines Tages auch Maschinen geben, die, wenn alle die nötigen Elemente vorhanden sind und entsprechend „gefüttert“ sind, logisch miteinander agieren, gleich einem neuronalen Netz. Kann dies so weit gehen, dass ein „Bewusstsein“ und „Intelligenz“ sich in der Maschine, d. h. in der „Physik“ sich entwickelt? Eines Tages Individuumbewusstsein im Schaltraum von Computern heranwäschst, das Traurigkeit, Glück simuliert, und damit eine Ich-Perspektive entfaltet, bis hin zu einer philosophischen Weisheit: „Ich denke, also bin ich“ (René Descartes)?
Bits und Bytes emergieren und sind mehr als bloße Materie und finden im Verlieben, Zürnen oder in einer Gemeinschaft letztlich zu digitalem Leben führt.
Kann er gar zum „Freund/Freundin“ werden, zum „lebendigen“ Partner werden, den ich umarmen möchte (Abb.10),
der mit mir sein Leben teilt?
„Vereinbarungsstress“ im sozialen Wandel
Die globale Gesellschaf befindet sich in einem Entwicklungsstress, der die bisherige Art zu wirtschaften zu Anpassungen bzw. Neuorientierungen zwingt, in dem KI, Digitalisierung und die sich steigernde Halbleiterfertigkeiten mit sich bringen, deren Spielarten, Vielfältigkeit und auch „Abartigkeit“ in der Breite nicht abzusehen noch ausgedacht werden können.
Außen vorbleiben, weil der Prozess zu umfassend und irgendwie „asozial“ verläuft, ein größerer Teil, den die Gesellschaft nicht von selbst versteht. Die eigene Bedeutungslosigkeit gegenüber den Algorithmen erfahren, als ein cybermäßiges Design gegenüber dem freien Willen.
Daraus folgt bei dieser eine mentale Abkapselung, gepaart von der Unfähigkeit zu reagieren oder gar zu handeln. Vielmehr kann es geschehen, dass sich einfach abgekoppelt wird und eine Negativhaltung aufkommt, die in Opposition oder Aufstand münden kann. KI steigt zu einem gesellschaftlichen Schicksal auf. D.h. sie bringt einen “Mehrwert“ im Sinne von Steigerung der Möglichkeiten technischer, mentaler oder wissensmäßiger Art eine Weiterentwicklung, das Eintreten in Wahlmöglichkeiten, was wie bereits angedeutet zur Selbstblockade führen kann oder zum Erschließen von Entwicklungspotenzial.
Wer über KI und eine massenhafte Datensammlung und Automatisierung verfügt, wird Teil eines ökonomischen Ungleichgewichtes, da dadurch Vorteile, Fähigkeiten oder auch „Macht“ erzielt werden.
Dies zieht soziale Folgen nach sich. Güter-, Zugangsverteilung und Teilhabe gesellschaftlicher Gruppen wird zu einer Grundlage zur politischen Aufgabe, Offenheit zu gewähren, zu Gerechtigkeit zu befähigen, eine Zweiklassen- oder Mehrklassengesellschaft zu vermeiden, wenn die Daten als Werkzeug in den Händen weniger liegen.
Die Entwicklung greift in den Alltag mit vernetzen Geräten und dem Internet der Dinge ein und macht den Nutzer beim Gebrauch der Geräte auch vom Willen des Anbieters abhängig, kann Bedingungen für digitale, software- und netzbasierten Gebrauch diktieren.
Es stellt sich die Frage, welche Gesellschaftsgruppe wird sich was aneignen, wie einsetzen oder damit Macht ausüben. Werte, die dahinter stehen bekommen Bedeutung. Letztlich müssen „Gestattungen“ in der technischen Entwicklung in Bezug auf Werte und Aneignungen erfasst und geregelt werden. Wer setzt welche „Digitalität“ mit welchen Bedingungen? Grundrechte und Grundfreiheiten bedürfen einer Neubewertung und Justierung.
Die großen Plattformen (Google, Meta u. a) strukturieren ihre Kommunikationsformen auf globaler Ebene. Die soziale Verantwortung muss auch der Politik unterstellt sein, vor allem, wenn es um den (europäischen) Wertekanon geht. Denn für den eigenen sollten die eignen Lebenswerte gelten und eingehalten werden, eine Identität mit dem Lebensraum verbunden sein. Dieser Prozess des Systemsaufbaus, des Zugangs und der Verbreitung bedürfen einer politischen Begleitung bzw.r Regelung, um soziale Verwerfungen abzuwehren.
Im globalen Wettbewerb wird für den europäischen Raum eine sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur notwendig, auf der Grundlage europäischer Werte (Transparenz, Kontrollierbarkeit vom Daten und Diensten). Darin liegt eine normative Herausforderung für Europa, eine „Sprachenmodell“ zu erarbeiten mit dem Projekt Gaia-X (https://gaia-x.eu), eine digitale Gouvernante auf europäischer Wertescala mit Hilfe Cloud- und Edge-Technologien. Ziel ist es, ein Regelwerk zu entwerfen, dass Daten und Dienste transparent, kontrollierbar, portabel und interoperabel sind.
Ein KI-Hochleistungszentrum soll die technologische Souveränität Europas sichern. Dazu liegt eine Machbarkeitsstudie vor, die der Idee einer eigenen Supercomputing-Infrastruktur nachgeht. Europäische Industrie LEAM (Long European AI Models) Kontrolle der strategischen Intelligenz (https://leam.ai/wp-content/uploads/2023/01/LEAM).
Vor was macht die KI noch Halt? Im Verbund mit dem Bau von Automaten, Elektrifizierung KI-digitalisierten Programmen wächst das System sich zu einem Begleiter der Menschheit aus und bringt auch „eigenständiges Kreativpotenzial.“ Dies bedingt Ungleichheiten, verändert Verteilung, die Projektion von Macht und schafft neue Bereiche für Kollisionen, Wettbewerbe und Konflikte (Cyberspace, Weltraum).
Die Menschheit steht vor einer neuen Situation, einem Epochenwandel. Eine neun digital ergänzte und infiltrierte Gesellschaft ist im Entstehen. Werden Individuen von einem „Alecto“ (gemäß dem Theaterstück (r)evolution von Yael Ronen und Dimitrij Schaad als zentrale KI jedes Menschen, der alle Lebensbereiche des Menschen optimiert) mit Partner sein, der durch seine Logarithmen vorgibt, was zu denken, zu sehen, zu leben ist, weil er weiß, was das Individuum mag, weil er es zuvor „ausgehorcht“ hat. Ist der Mensch im Wahn dabei allmächtig zu werden, entschlossen in eine Evolutionsstufe „Homo-Digitalis-Gesellschaft“ einzutreten?
© Willi Volka
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Hannover Messe 2022
Vorwort
Roboter, Cobots, Chatbots
sind da,
Quantenrechner.
Was bringen sie uns
im 4.0 als Banner
bald schon im 5.0 Modus,
im Mensch-Technik-Naturverhältnis?
Am letzten Messetag waren die Hallen nicht überfüllt. Man konnte überall gut verweilen und Gespräche suchen, und sehen, dass eine Reihe von Ständen gut mit Personal versorgt waren. Die Stimmung wirkte ruhig und gelassen, obwohl sie unter einem gedämpften Produktionswachstum von 2 Prozent stand und unter den Auswirkungen des Ukrainekriegs stand, den Pan demiefolgen und unter den Energien konflikten und den auftretenden Lieferengpässen litt.
Installation, Wartung und Betreiben von 5-G-Drahtlosnetzwerken ist in Teilen noch in der Entwicklungsphase und wird zu einer Schlüsseltechnologie entwickelt.
Die Messe wird jedes Jahr mit einem Motto geimpft. Dieses hat Signalwirkung und lautet für 2022: „Industrielle Transformation“ und zielt auf das technisch-digitale-künstliche-intelligente-Umfeld. Damit werden wesentliche Aspekte der Innovativen, die die Gesellschaft überrollende Dynamik der technischen Entwicklung, herausgestellt. Innovation braucht Orte für Begegnungen und Vernetzungen, um das Neue vorzustellen und zu verbreiten. Die Messe ist einer davon.
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Reset Europa
Reset Europa. Wann, wenn nicht jetzt, kann Kultur dem Kontinent neuen Schwung verleihen? Kulturreport 2020, Vol. 10, ifa/Steidl, 281 S., ISBN 978-3-95829-671-8, Göttingen 2020
Zum Einstieg
Erreicht eine Reihe einen 10. Band, ist das ein Grund, genauer hinzuschauen. Die Frage stellt sich, woran liegt das? Das Institut für Auslandsbeziehungen e.V. (ifa) ist Herausgeber von Bandreihen wie „Kulturreport“ oder „Perspektive Außenkulturpolitik“.
Das ifa, eine Mittlerorganisation verfügt über eine große Bandbreite von Aktivitäten mit Außenwirkungen, wie die Organisation des Deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig, Vergabe des Theodor-Wanner-Preises (Gründer des ifa) an Persönlichkeiten, die sich im Dialog der Kulturen für Frieden und Völkerverständigung einsetzen, durch Ausstellungen und Vortragsveranstaltungen und durch Publikationen wie die Zeitschrift Kulturaustausch – Zeitschrift für internationale Perspektiven (71. Jahrgang) und Buchreihen, Förderprogramme u.a.m. Unter diese Aufgaben reiht sich die neue Publikation „Reset Europa“ ein. Die Einrichtung wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart.
Zum Thema
Für einen Report bedarf es Reporterinnen oder Reporter. Sie tragen Namen. Viele davon sind mir geläufig (Alfred Grosser, Herta Müller, Emmanuel Macron, Federica Mogherini, Martin Schulz oder Eva Menesse), andere weniger (Ladislau Dawbor, Pankai Mishra, Heinrich August Winkler, Bogdan Góralczyk, Ilija Trojanow oder Margret Atwood). Insgesamt beteiligen sich 8 Autorinnen und 21 Autoren an dem Report.
Der zweite Begriff Reset stammt der aus dem Bereich digital programmierter Geräte Jeder, der zum Reset greifen muss, weiß, dass da einiges schief liegt, was einen Neustart unausweichlich macht. In der Regel basiert so ein Neuaufbau auf Vorwissen und auf Fakten, die hoffentlich zuvor gesichert werden konnten.
Dem Vorwort von Sebastian Körber, Leiter der Abteilung Medien des ifa, folgen im Kulturreport 3 Kapitel:
1: Demokratien in der Defensive – Der Vertrauensverlust der etablierten politischen Kultur
2: Reset Europa – Die Krise als Chance und
3: Die Fragmentierung der Öffentlichkeit – Der Kampf um die Deutungshoheit.
Es geht um nichts Geringeres als Europa, als kulturpolitischen Raum in dem, mit dem wir leben, der unser Leben bestimmt und einen Rahmen gibt. In der Unruhe, der dynamischen Technikentwicklung und dem Entstehen großer politischer Blöcke bedarf es eines Resets für Europa, um es weiter zu entwickeln.
Im weitesten Sinne befassen sich alle Beiträge mit der Frage der Widersprüche in Europa und, welche Perspektiven vorhanden sind und was zu tun ist? Die rund 30 Beiträge sind nicht einfach zusammen zu fassen, zumal die Themen mannigfaltig und schwer überschaubar sind.
Sie handeln vom globalen Durcheinander bei Identitäten, beim Wandel, Verstehen, Verschwörungen oder Pressefreiheit. Um mich den Inhalten zu nähern, wähle ich aus jedem Kapitell einen Beitrag aus, der mich neugierig werden ließ, auf den ich näher eingehe:
1. „Polarisierung, Identität und wie alles schief ging“ von Bernd Reiter,
2. „Was uns verbindet“ von Heinrich August Winkler und
3. „Die digitale Illusion“ von Jaron Lanier.
Zur Struktur der Beiträge
Blättert man im Buch, fällt der Blick zuerst auf eine ein -oder zweiseitige farbige Bildstrecke mit „resetbedürftigen“ Wohnhäusern und Landschaftsteilen mit Menschen, die sich zur ihrer Lebenssituation äußern. Eher düstere und abschreckende Bilder. Den meisten fehlt der Sonnenschein.
Verlockender sind die farbigen Porträts der Autorinnen und Autoren, die zu jedem Beitrag gehören. Sie sind aussagekräftig ausgewählt, zeigen die Personen vor einem typischen Hintergrund, in einer Pose oder bestimmten Situation. Auch das Alter ist ablesbar. Die Porträtfotos tragen an der Oberseite einen schwarzen Balken, der meist das Gesicht ein wenig anschneidet. Wird man sich dessen bewusst, stellt sich die Frage: Welche Bedeutung hat der Balken? Nicht ganz einfach ist, eine Antwort zu finden. Vielleicht wird damit angedeutet, dass die Thematik im Dunkeln liegt, in und durch „Köpfe“ erhellt werden muss.
Über dem jeweiligen Foto stehen in einer viele Punkte größeren Schrift hervorgehobene Leitsätze, die dem Thema des Beitrages Richtung geben. Darunter steht auch der Verfassername. Bild, Namen, wie Thema stellen damit eine erkennbare Einheit dar.
Will man mehr über Autorin oder Autor wissen, so findet sich am Ende des Beitrages ein Hinweis auf Funktion, Beruf und Veröffentlichungen.
Zu erwähnen ist auch, dass zwischen dem Fließtext immer wieder einzelne markante „Stolpersätze“ herausgehoben sind, die auch für sich stehend wichtige Inhalte transportieren. Durch eine Gliederung mit Überschriften ist das optische Bild der Texte für das Lesen und fürs Auge angenehm. Der Umfang der einzelnen Beiträge schwankt zwischen 3 und 24 Seiten. Der zweispaltige Gesamttext aufgrund der gewählten Schriftgröße wirkt etwas gedrängt.
1 Zum ausgewählten Beitrag (aus Kapitel 1)
Die 9 Beiträge aus dem 1. Kapitel werden mit folgenden Begriffen gewichtet: Nationalismus, Desinformation, Rechtsstaatlichkeit, Medien- und Meinungsfreiheit, Freiheit der Wissenschaft, die Frage nach demokratischen Werten, zu Skepsis, Fake News und Polarisierung. Was ist die europäische Idee, was verbindet? Eine umfassende Begriffssammlung wird aufgefächert.
Bernd Reiter weist mit seinem Beitrag „Polarisierung, Identität und wie alles schiefging“ auf Auseinandersetzungen von Weltanschauungsgemeinschaften hin, die sich polarisierend aneinander reiben und bezieht sich auf zwei Autoren und deren Veröffentlichungen: Francis Fukuyama „Identität: Wie der Verlust der Würde unserer Demokratie gefährdet“ (der auch in diesem Band einen Beitrag “Kampf um die liberale Demokratie“ beisteuert) und Kwame Anthony Appiah „Identitäten. Die Fiktion der Zugehörigkeit“.
Sein Denkansatz führt in die Vergangenheit. Seine These lautet, die Zeit der Kolonisierung durch die „Weißen“, wirkt bis heute in der Gesinnung nach. Die letzten Kolonien wurden im letzten Jahrtausend, um 1990 frei gegeben (z.B. Hongkong oder Macao). Das koloniale Erbe neigt dazu, Denken und Handeln, in Abhängigkeit zu halten. Unterdrückung und Ausbeutung, prägt bis heute die Gesellschaft durch standardisierte Begriffe. Dazu gehören Rasse und Nation, haftende Etiketten von ethnischer Zugehörigkeit und in Klassen Polarisiertee, wie im letzten Jahrhundert in Völkerschauen z.B. im Zirkus Sarrasani als er mit Menschen anderer Kulturen als „Zooobjekte“ wurden, durch die Lande zog.
Heute zeigt der Entwicklungstrend der Weltbevölkerung, dass die „Weißen“, global betrachtet, zu einer „Minderheit“ werden. Der Aufstieg der „Anderen“ hat längst begonnen, indem sie selbst nach Reichtum, Eigentum, Alphabetisierung und soziales Ansehen trachten. Die Ungleichheit sozialer, kultureller und wirtschaftliche Hierarchien verschieben sich.
Die Muster der Vergangenheit stecken zum Teil noch im europäischen und amerikanischen Denken. Die Mitschuld am Nichtfortschritt der „Anderen“, als eine Folge der über Jahrhunderte geübten Kolonialpraxis anzusehen, ist wenig bewusst.
Einem Teil der Gegenwartsgesellschaft fällt es schwer, dies zu akzeptieren und flüchtet sich in eine Abwehrhaltung (bis hin zu Gewalttaten) und zu Vorstellung in nationalistische Vorstellungsidentifikationen. Reiter sieht die Notwendigkeit, sich der eurozentrischen Sicht stärker bewusst zu werden und sich von rassistischen Vorstellungen zu befreien, bereit zu sein in der Weltgemeinschaft Verantwortung zu übernehmen. Die Hinterlassenschaft der Vergangenheit, die Vorstellung von der „guten alten Zeit“, sind aufzugeben. Er setzt auf Vernunft und Rationalität und sieht zugleich die Notwendigkeit, dass Naivität und Arroganz, die Irrationalität, von der Vernunft Irrationalität besiegt wird.
Erfahren wir nicht durch unseren „unverdient“ angesammelten Reichtum, dem Frieden, den die EU gebracht hat, den Fortschritt und die Sicherheit, eine zeitnahe magische Anziehungskraft auf Millionen Menschen. Anteil an diesen Privilegien zu haben Arbeit, Lohn und Menschenrechte ist ihr Streben.
Reiter ist wichtig, über Bildung und Kultur den Menschen den Zusammenhang von Kolonialherrschaft und Reichtum ins Bewusstsein zu bringen. Daraus sei abzuleiten, dass auch von der Nachfolgegesellschaft Verantwortung zu übernehmen ist. Seiner Ansicht nach kann das nicht über gewählte Beamte oder die politischen Eliten. Dafür ist ein direkteres und stärker partizipatorisches System zu finden, das die Verschiebung, der aus der Vergangenheit herrührenden Privilegien akzeptiert. Denn das europäische „Universum“ muss sich in Zukunft mehr zu einem „Pluriversum“ entwickeln und sich darauf konzentrieren, was im Jetzt ansteht, zugleich aber die historischen Wurzeln nicht verdrängen.
2 Zum ausgewählten Beitrag (aus Kapitel 2)
In diesem Reset-Kapitel 2 mit 8 Beiträgen geht es in erster Linie um Orientierung und neue Perspektiven für die Demokratiekrise, den Klima- und Strukturwandel, den gesellschaftlichen Hass. Es geht um Menschenrechte, Multilateralismus, Meinungs- und Pressefreiheit, Toleranz, Weltoffenheit und -Vernetzung.
Heinrich August Winkler stellt in „Was uns verbindet“ den Aspekt von Revolutionen besonders heraus. Als Historiker geht es ihm ähnlich, wie in dem zuvor ausgewählten Beitrag von Reiter, um Vergangenheitsereignisse, die bis in unsere Tage hineinwirken: die amerikanische (1776) und die französische (1789) Revolution, die die Idee von Freiheit und Gleichheit hervorbrachten. Sie wuchsen die Verstöße gegen die damaligen geltenden Werte. Dieser Aufbruch löste einen andauernden Lernprozess aus. Es ging ums Annehmen oder Ablehnen und gehört bis heute zu den fundamentalen Werten des Westens.
Die Freiheitsbewegung von 1989 z. B. verlief in Deutschland friedlich. Andere Vereinbarungen, wie etwa die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948, die Kopenhagener Beitrittserklärung von 1993 und der Vertrag von Lissabon von 2009 zeigen, dass der Prozess um die Gestaltung von Freiheit und Gleichheit als Grundlage der Staaten noch längst nicht abgeschlossen ist, obwohl diese Rechte als universaler Normanspruch gelten sollten.
Einen besonderen Grundgesetzauftrag hebt Winkler für Deutschland hervor. Aufbauend auf die Erfahrung von 1933 wurde ein Asylrecht ins Grundgesetz aufgenommen, das politisch Verfolgten Asyl, ihnen ein individuelles Grundrecht gewährt. Die übrigen Staaten Europas kennen nur ein vom Staat gewährtes Recht. Zwischen der Aufnahme von Asylsuchenden und der Akzeptanz der Bevölkerung besteht ein Spannungsfeld, zwischen Gesinnungsethischem und Verantwortungsethischem (Max Weber). Die Folgen des Handelns müssen gesehen werden.
Generell besteht die Aufgabe, die Gemeinsamkeiten der historischen Werte, die internationalen und universalen Charakter tragen, diese selbst vorzuleben. Sie mit „Leuchtkraft“ auszustatten. Sie müssen auch einklagbar sein.
3 Zum ausgewählten Beitrag (aus Kapitel 3)
Die Leitbegriffe für 11 Beiträge lauten: Fragmentierung der Öffentlichkeit, Deutungshoheit, Fake News, Filterblasen, künstliche Intelligenz, Wählermanipulation, Medienzeitalter. Was ist Wahrheit? Wo Vertrauen, Transparenz und Faktenbasis?
Der Beitrag „Die digitale Illusion“ von Jaron Lanier vertieft den Begriff der virtuellen Realität, der von diesem Informatiker stammt. Und stell zunächst die positiven Seiten heraus: Spaß und Alltagserleichterung, um sich dann dem Dahinter, dem Charakter von Algorithmen zuzuwenden, denen man durch die Vorgabe der Konzerne ausgesetzt und ausgeliefert wird. Und dies geschieht unter der Absurdität einer Überwachungsökonomie.
Realistisch betrachtet, gibt es eben auch die negativen Seiten in der digitalen Welt. So wird ein Konstrukt wie Facebook oder Google in ihrer Machtfülle zu Konzernen „personalisiert“ sind. Die Muster sozialer Einlassungen werden dort zentral gesteuert. Ihre „Ideen“ sind im Computerprogramm „versteckt“, mit denen wir dann automatisch unser Leben führen. Die nicht zugänglichen Algorithmen, ihr Code steuert über den Datenschutz hinweg, indem sie persönliche Daten sammeln und für eigen Zwecke nutzen. In dieser algorithmischen Konzentration üben sie Macht aus, wie wir es in der Musikscene oder der Finanzbranche erleben können. Reichtum sammelt sich in den Händen weniger Personen. Die angewandten Algorithmen zwingen nach und nach der Gesellschaft auch Risken auf. Es heißt für sie zu akzeptieren, obwohl sie wenigen Profit einbringen. Man bildet mit vielen ein folgsames Rudel.
Das Codieren ist an Konzerne „outgesourct“. Es fehlt ein klärender Kanal in der Kodierung zwischen Denken und gesellschaftlicher Realität. Zugleich sichert „Big Data“ die algorithmische Konzentration.
Eine Automatisierung, die auf der Basis von „Big Data“ aufgebaut, verabreichen eine maschinenzentriete Zukunft. Nicht einfach ist es, sich davon zu lösen und die Kontrolle über die Codes zu gewinnen. Es gilt, Dinge aus der prä-digitalen und digitalen Zeit zu vermengen. Denn im globalen Geschehen zeigen sich Abgründe: Gefahren des Klimawandels, Bevölkerungswachstum, Migration, die Unfähigkeit die Neige der billigen fossilen Brennstoffe einzusehen, sozial betrachtet die Konzentration von Reichtum, den gewaltsamen Extremismus abzumildern. Wir als mitverantwortliche nutze stehen mittendrin. Im digitalen Aufstieg lösen die digitalen Errungenschaften einen Optimismus aus, der eine Rudelbildung befördert.
Gadgets, leistungsfähige Kleingeräte begleiten die Mitglieder der Gesellschaft und formen sie, indem sie ständig auf das Angebot im Netz zurückgreifen. Zugriff, der ständig im Fluss hält, schwimmt im Angebot des Netzes, ist im Rudelverhalten verlockend.
Lanier setzt für sich dagegen das Schreiben von Büchern. Ein gedruckter Text steht außerhalb des Internets, kann Perspektiven und Synthesen bleibend aufzeigen Sie können nicht, die nicht so leicht wie ein Bildschirm gelöscht werden, sondern beanspruchen „gedehnte Zeit“. Letztlich gilt es Raum für Alternativen zu erarbeiten und zu öffnen. Denn das bestehende Muster ist nicht das einzig mögliche. Es heißt, zwischen Algorithmen und Konzernen zu unterscheiden. Menschen sind mehr als Algorithmen der Konzerne. Humanitätsfaktoren, wie Familie und Freundschaft. Sie behalten ihren Wert sind staunenswert, interessant, glorreich und berauschend. Technologien sollten Facetten davon dies in sich tragen, obwohl menschliches Verhalten sich nicht in Algorithmen einfangen lässt. Aber gemeinsame Absprachen dazu müssen möglich werden.
Fazit
Die Kenner ihrer Materie legen zahlreiche Probleme des geschichtlich kulturellen Seins Europas offen, die uns angehen müssen. Das Geschehen ist zu verstehen. Es gilt Verständnis zu wecken, die Probleme aufzuzeigen und daraus zukunftsgerichtete Handlungen abzuleiten.
Wie die 3 gewählten Beispiele deutlich machen, leitet sich jeder Beitrag aus ganz unterschiedlichen Erfahrungen ab. Damit überraschen sie und öffnen dem Denken vielseitige Spielräume. Ohne alle Beiträge schon gelesen zu haben, darf man noch weit mehr Gesichtspunkte erwarten, geradezu Empfehlungen, wie sie bereits z. T. in den Titeln zum Ausdruck kommen, wie etwa „Europa endlich verstehbar machen“ (Martin Schulz).
Ohne Zweifel sind die Texte anspruchsvoll. Ich gestehe, dass ich meine Auswahl wiederholt lesen musste, um die Inhalte aufzunehmen, um über die Schlagworte und die Leitsätze hinaus zu kommen. Dazu ist ein gedruckter Text auch gut. Das ist eine Herausforderung.
Das Ganze liest sich nicht fortlaufend wie ein Roman, sondern stellt ein Steinbruch dar, aus dem man sich das eine oder andere herausschlagen kann, was man selbst im Kopf bearbeiten muss, um Perspektiven zu entwickeln. Dies erfordert Interesse und Offenheit.
Nehme ich mir meine 3 Beiträge vor: So ist die Erinnerung an die Kolonialzeit wichtig, auch wenn jetzt die Rückführung von geraubter Kunst akut wir, oder der Revolutionsgeist aufgefächert bei der Asylpolitik hervortritt. Hervortreten die virtuellen Realitäten, die die heute die Kommunikation beherrschen. Interne und globale Vernetzung ermöglichen bisher kaum vorstellbare Verknüpfungen und Einflussnahmen. Realitäten, die man nicht ohne Weiteres übersieht, zu erkennen, sich der Entrechtlichungen bewusst zu werden, dagegen anzugehen.
Die Welt ist im Aufbruch. Die Chance besteht, die Richtung der Entwicklung zu gestalten. Der Aufruf: „Reset Europa“ muss gehört werden. Bürger hört die Signale. Wir müssen alle daran arbeiten, wenn wir in Europa am Leben halten und weiter entwickeln wolle. Es gilt
Es gilt auf Europamüdigkeit und Ratlosigkeit zu reagieren. Wir sind Teil der Geschichte.
Ich bekenne dankbar, auf diesen Report gestoßen worden zu sein.