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Hannover Messe 2023 - 2 nach Corona

Ansage
Messe wieder real,
„be top“ sein,
mit Bot Cobot und Robot,
in der Welt des Digitalen
durch Elektrifizierung Automatisierung,
mit KI und der Industrie 4.0
Blick auf Quantencomputer,
in die Wasserstoffwelt,
auf Energieeffizienz.


Der Rahmen
     Die 2. Präsenzmesse nach Corona fand zur vollen Dauer von 5 Tagen zurück (17. bis 21. April 2023). Das Leitthema „Industrielle Transformation – making the difference“ lockte trotz Streiks bei der Bahn und beim Flugverkehr 130 000 Besucher an, 40.00 mehr als im Vorjahr. Klimakrise, Krieg und Konjunkturschwäche ließen die Grundstimmung verhalten erwartungsvoll erscheinen. Aussteller aus dem Maschinenbau, der Elektro- und Digitalindustrie, der Energieversorgung der Zukunft beteiligten sich dieses Jahr über 4000, 1500 mehr wie im Vorjahr. Um 5 Hallen war die Ausstellungsfläche dieses Jahr auf 15 gewachsen. Zu „Glanzzeiten“ waren alle verfügbaren Hallen ausgebucht und selbst die Außenflächen belegt.
     Die Aussteller widmeten sich 5 übergreifemden Themenfelder mit 3 Schwerpunkten:
1. CO2-neutrale Produktion und Energieeffizienz.
2. KI und Maschinelles Lernen
3. Wasserstoff und Brennzellen
     In 6 Hallen verteilt fanden sich themenbezogenen Konferenzbühnen: „Industrial Transformation“, „Tech Transfer“, „Industrie 4.0“, „Energy 4.0“, „Industrial Wireless & 5G“, Trade & Invest“, „Hydrogen& Fuel Cells Europe“ und „Industrial Startups“ neben den firmeneigenen Bühnen und die des „Partnerlandes Indonesiens“. Auf den Bühnen spiegeln sich Megatrends und mögliche Transformationen der industriellen Entwicklung.
     Die Stichworte weisen die technologische Bandbreite der Angebote hin. Anzutreffen ist.  Auf der Messe wird ein breites Feld neuer Produkte und Lösungen gezeigt und zu diskutiert. Besucher sind bei der Fülle gezwungen, sich auf bestimmte Aspekte zu konzentrieren. Die Messe hält auch für Industrie-Startups Angebote bereit.
      Mein Messebesuch gilt mehr der Beobachtung und der Impression. Er ist subjektiv und in gewisser Weise zufällig. Bin weder ein Fachmann noch ich in diesen Feldern beruflich tätig, schnappe mal dies und mal das auf. Viel Wissen vermittelten die Konferenzbühnen, die ich nur wahlweise besuchen konnte, und Broschüren.
     Eine Besonderheit dieser Messe war die Installierung eines Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) zur kabellosen Kommunikation auf 5-G-Basis als Serviceangebot.  Sensoren erfassten in den Ausstellungshallen Daten über Geräuschpegel, CO2-Gehalt, Besucherandrang u.a. in Echtzeit ablesbar. Ein QR-Code galt nach der Taschenkontrolle als Eintrittskarte auf Messegelände.

Politiker auf der Messe
      Jedes Jahr wird ein Partnerland zur Messe eingeladen. Indonesien, ein asiatisches Land, das 16 Flugstunden von uns entfernt lieg, war dieses Jahr zum dritten Mal Gastland. Der Staat erstreckt sich über 16771 Inseln. Geografie, Kultur und Wirtschaft ist uns weniger vertraut. Immerhin leben im Inselstaat 276 Millionen Menschen, mehr als dreimal so viele wie in Deutschland. Der indonesische Staatspräsident Joko Widodo ließ es sich nicht nehmen nach Hannover zu kommen, um mit dem Bundeskanzler Olaf Scholz die Messe zu eröffnen. Beide zeigten Interesse für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indonesien.
       Mit seinem wirtschaftlichen Potenzial und wie auch landestypischen Produkten wie z.B. ein „Solar-Ice-Maker“ für Fischer, oder Kokosnuss als Nahrungsmittel oder auch mit traditionellem Design von Kleidungsstoffen, die von den Menschen and den Ständen getragen werden. (Abb.1)

Am Rande der indonesischen Standfläche hatte man eine „Ruheinsel“ mit Liegestühlen zur freien Benutzung aufgestellt, die Messebesucher nahmen sie gerne zur Entspannung an. Dies vermittelte eine der Lebensqualität zugewandten Mentalität. (Abb.2)

      Weitere Politiker besuchten ebenfalls die Messe, wie die Ministerin und stellvertretende Leiterin der Vertretung der Botschaft Kanadas in Deutschland Isabelle Roupart mit der Absichtserklärung im nächsten Jahr als Gastland auf der Messe vertreten zu sein. Auch der Wirtschaftsminister Robert Harbeck unternahm einen Gang über die Messe, wie auch die . Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger bei der Verleihung des Industriepreises Hermes Award an das Unternehmen Bosch Rexroth. Einzelne Länder und Firmen gaben am Abend noch Empfänge.
       Die Herausforderungen durch den Klimawandel braucht Lösungen für Klimaneutralität im Rahmen der Produktion. Möglichkeiten zur Abhilfe erwachsen aus der digitalen Transformation.
       Bei der Vielfalt der Themen stellt sich die Frage, womit beginnen und auf was den Schwerpunkt legen? Auf meinem Rundgang nahm ich es, wie es kam. Das eine oder andere konnte ich in Broschüren oder Schriften ergänzen. Ich wende mich im Folgenden den Schwerpunkten zu: Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz (KI), Robotik, Quantencomputer, Energie und Wasserstoff.
       An der Tatsache, dass der holozänistisch bedingte Klimawandel nicht nach Algorithmen und Automaten fragt, kommt keiner vorbei. Vielmehr zieht die Erderwärmung Automatismen nach sich, die wir in extremen Wetter Ereignissen vielerorts erfahren. Darin zeigt sich eine Überforderung der bisherigen Kreisläufe, die Übernutzung und Ausbeutung der natürlichen Gegebenheiten.
       Mit der industriellen Transformation baut sich Hoffnung auf, mit vielen kleineren und größeren technischen Fortschritten regional gegenwirken und Nachhaltigkeit anstoßen zu können. Dies zu zeigen, ist zugleich ein wesentlicher Aspekt der Messe.

            1 Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz (KI)
     Seit 2017 warb die Messe Hannover mit dem Slogan „Industrie 4.0“. Sie markierte damit einen Schlüsselbegriff der digitalen Entwicklung und automatisierten Produktion, wo Hardware, Software, Anwendung und Service als zentraler Bestandteil miteinander verknüpft werden. 4.0 ist zu einem Etikett oder Signet geworden, einprägsames und signalisierendes Dauerschlagwort. 4.0 ist ins Bewusstsein gehoben worden, gilt als Aushängeschild und Visitenkarte für den digitalen Fortschritt (gemäß den Entwicklungsstufen Mechanisches Engineering, Elektromechanik, Mechatronik, Cyber-Physis (Kommunikation), Kognitive Stufe (Menschen betreffend) und Subsidiarität (wendig und angepasst). Das aufgeladene Signal 4.0 neigt sich inzwischen infolge seiner verbreiteten Verwendung zu einem alles und nichts aussagendem Begriff.
      Die digitale Transformation wird durch ihre Entwicklung im Bereich der Maschinen zur grundlegenden Basis für die Produktion unter 4.0. Ein System ist zu steuern und zu verstehen, die Blackbox darf nicht „black“ bleiben, sonst unterliegen die Nutzer der Gefahr in Scheinwelten zu produzieren, die aus der Black Box scheinbar objektiviert und undurchsichtig algorithmisch erscheinen. Die größere Gefahr findet sich in der Nichtdurchdringung der Algorithmen.
      Neue Denkansätze braucht es, um auf Cloudbasis, mit Softwareplattformen und Modulbauweise weiter fußende Impulse zu setzen. Maschinelles Lernen auf KI-Basis (Deep Learning) ist ein Teil davon. Je umfangreicher die Datenbasis, desto zuverlässiger das Ergebnis. Für die digitalen Datenträger werden gigabitfähige Netze benötigt, wie mit der entstehenden Glasfasernetzinfrastruktur aufgebaut wird. Die Datenübertragungsrate erreicht in der Glasfaser ein Gigabit (1000 Megabit), gegenüber dem bisherigen Standard von 200 und Megabit. Wirtschaft und Unternehmen wollen im eigenen Arbeitsbereich den Anschluss nicht verlieren.
      Dazu gehört die Entwicklung der Halbleitertechnik mit ihren Trends zu Nano-Speichern von 150 - 200 Millimeter Wafer in Richtung 300 Millimeter Basis und zur Digitalisierung. Die Entwicklung läuft auf neuronale und hyperkomplexe Netzwerke zu.
     Der andauernde Prozess der Digitalisierung im Verbund mit der Miniaturisierung ist die Voraussetzung für die KI, die im gegenwärtigen Hype dem bisherigen Schlüsselbegriff 4.0 als Zukunftstechnologie den Rang abläuft. Es ist nicht nur das Tempo der Verbreitung, sondern die Möglichkeit der Echtzeit an mehreren Orten, zugleich auch die unübersehbare Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten, die erschlossen werden.
       Die Möglichkeit Dinge und Aufgaben an Zweit- oder Drittorten in Echtzeit auszuführen, erweitern das Arbeitsfeld. In gewisser Weise wächst in der Vernetzung eine Grenzenlosigkeit.
      Die Entwicklung steht erst am Anfang und man ist nahezu gezwungen, auf dem Laufenden bleiben, will man nicht. Im Zugzwang Schwerpunkt der Anwendung ist die Autoindustrie und der Maschinenbau. Aber auch die Pharmaindustrie und der Dienstleistung Sektor bedient sich der KI.
     Zum einen steht die einzelne Maschineneinheit im Blickpunkt, die mit Hilfe von KI- Software und -Tools flexibel einzusetzen ist, das heißt, dass die Maschine für neu zu konzipierende Produkte mit Hilfe einer offenen Softwarearchitektur flexibel umgestellt und angepasst werden kann und die Produktion schneller, genauer und kosteffizienter ausführt und damit der ökologische „Fußabdruck“ sich verbessert.

                                                  Digitale Zwillinge
      Die digitalbasierte Aufstellung wird zwei Gesichter beinhalten: Zum einen den real existierenden Maschinenkörper und seinem „digitalen Zwilling“. Existieren sie miteinander über ein Netzwerk verknüpft, so können beide Systeme in Echtzeit miteinander kommunizieren. Die virtuelle Ansicht kann geplante Vorgänge bereits durchspielen und prüfen. Funktionsmängel können im Vorfeld beim Zusammenspiel zwischen virtueller Darstellung, physischem Objekt und dem System erkannt werden. Es wird unterschieden zwischen Anlagenzwillingen, Produktzwillingen oder Fertigungszwillingen. Die digitalen Modelle können sich auf eine Einzelmaschine oder auf vollständige Fabriken beziehen. Reale und virtuelle Welt verschmelzen, erzeugen eine “hybride“ Welt.
     Heute verbindet sich 4.0 mit IIoT (Industrielles Internet der Dinge) und der KI (Künstliche Intelligenz). Information und sensortechnisch ausgerichtet Gegenstände, die aus der physischen und virtuellen Welt Daten erfassen, verarbeiten, speichern und miteinander vernetzen. D.h. eine Software definierte KI vernetzt reale Welt mit der virtuellen, lässt virtuelle Produkte entstehen, bis hin zu den bereits genannten realitätstreuen „digitalen Zwillingen“. Dabei spielt die sog. „Extended Reality“ darunter „Virtual“ oder „Augmented Reality“ eine Rolle. Mit ihrer Hilfe kann eine aus der Ferne einsehbare Vorlage abbildstreu gezeigt werden und können als Übertragungshilfe bei vorzunehmenden Tätigkeiten (Reparaturen) direkt dienen, ohne, dass ein Experte anreisen muss.
      Spannend wird die Verbindung von „Augmented Reality“ und der „Virtual Reality. In einer analogen Umgebung wird, die mit Hilfe einer Mixed Reality Brille ein Minicomputer zwischen Augen und reale Welt gesetzt. (Abb.3) 

In die analoge Umgebung können neue bzw. ergänzende Scheinwelten eingeblendet werden (z. B. Modell Apple). Bei KI-Applikationen sind Sprachsteuerung, Kamerafenster und Sensoren miteinander verbunden.
       Ein weiterer und wichtiger Entwicklungsschritt liegt im Verbund über Kabel oder drahtlos vieler Maschinen (Robotern, und deren Zusammenspielt auf einer Produktionsstraße, ja wo die Maschine selbst lernen kann, die Arbeitsweise zu verbessern und weiterzuentwickeln.)
      Der Einsatz von KI-Lösungen kann Effizienz erhöhen, von Routinearbeiten entlasten, Kosten senken und die Entscheidungsfindung verbessern und besitzt die Fähigkeit Bilder, Texte, Spracheingabe zu verarbeiten und „intelligentes Verhalten“ zu zeigen, indem sie Zusammenhänge erkennen und darauf reagieren und durch Visualisierung unterstützen können. KI im Verbund mit Big Data beeinflussen die Erkenntnis und geben eine Basis für die Entscheidungsfindung.

                                     Sprachdialogsystem ChatGPT
     Welche Rolle Sprachdialogsysteme wie z.B. Chatbots ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) und andere bei Recherchen, Erstellen und Überprüfen von Inhalten u.a. spielen werden, muss sich erst noch erweisen. Es bedarf der Erfolgskontrolle, wobei die Prozessergenisse zu durchschauen sind, was zutreffend ist und was sich als “Datenhalluzination“ entpuppt. ChatGPT wird fortlaufend weiter mit Daten gefüttert, eine neue Version lösts die vorherige ab und hat das Potenzial sich ständig zu verbessern.
       Letztlich hat das Zusammenführen von Software mit KI das Potenzial die industriellen Prozesse zu revolutionieren, was sich auch auf die Arbeitsweise auswirkt. Die Arbeitswelt darf dabei nicht allein technologisch geprägt sein, sondern muss auch eine menschengerechte Gestaltung verfolgen. Das Zusammenführen von menschlicher Arbeit und KI-basierte Systeme müssen gleichwertig gesehen werden,
      Was sich hier anbahnt ist in ihrem Zusammenhang noch wenig transparent, schwer zu prognostizieren und im Bewusstsein verankert sind.
       Generell wird sich das KI-Potential auswirken in den Bereichen: Schule/Hochschule, Medien/Unterhaltung, Schutz/Sicherheit, Medizin/Pflege, Arbeit/Produktion und Handel/Konsum.

2 Robotik
     Roboter sind in ihrer Vielfalt auffallende Elemente beim Gang über die Messe ziehen den Blick auf sich und sie werden zunehmend von KI-Elementen ausgestattet. Die meisten sind in Aktion und arbeiten: Sortieren, sprühen Farben oder heben Lasten. Gestalt und Form variieren.
      Die Robotik zielt auf Effizienzgewinne und Wertschöpfung. Daher erobern in der produzierenden Industrie Automaten, Robotern und Cobots als industrielle Robotik immer mehr Bereiche. Mechanik und Elektronik verschmilzt zu Mechatronik und findet seine Gestalt in Robotern, die mit Informations- und Kommunikationstechnologien sowie mit KI verknüpft sind, wie mit Big Data und dem Internet der Dinge. Echtzeit-Datenüberwachung, die sammelt, analysiert und visualisiert sind zeitnahe Vorgänge. Autonomen mobilen Roboter gehören die Zukunft.
     Messebesucher können prüfen welche Automatisierungsstufe verschiedene Hersteller anbieten wie z.B. Automatisierungslösungen als einem ganzen „Roboterorchester“ oder auch „Low Costs Automation“. (Abb.4) 

Von Bedeutung sind die Gestaltung und Bedienbarkeit von Oberflächen bei der Mensch-Maschinen-Interaktion.
       Interessant ist die „Black Box“, das was dahinter bzw. darin als Programm und Steuerung, an Algorithmen und der KI, steckt, bzw. die darin verfügbaren Fähigkeiten. Sie müssen transparent sein. Vielfach steckt bereits eine Wireless- und zunehmend eine 5-G-Technologie im Hintergrund. Steuerung bzw. Bedienung laufen zum Teil über kabelgebundene Leitungen mit Steckern, Schaltkästen, Kontaktierungen stellen besondere Anforderungen and die Hardware. Besonders vielversprechend ist ein Zusammenspiel von KI und Robotik mit der Fähigkeit virtuellen Interagierens und dies von jedem Ort, der die technischen Voraussetzungen bietet. mit Hilfe einer Extended Reality, auszuführen. Ein zweiter Weg ist drahtlose Verbindung im System.
      Kollaborierende Software-Roboter (Cobots) ersetzen menschliche Arbeit, sind weniger fehleranfällig, erlösen von Monotonie oder ermüdender Muskelkraft, lässt sich mit KI kombinieren. Auch bei gefährlichen oder schmutzigen Arbeiten.
       Mit Hardware als Handmodul und Software unter pneumatisch aufgebaute und feinsteuerbare „Arme“ gezeigt. Ihre Reichweite, Traglast, Flexibilität, Bandbreite, Appsverwendung, Modulfähigkeit bilden Avatare. Sensoren, Aktoren, die Mooren verbinden. Zu prüfen ist auch die elektromagnetische Verträglichkeit. Gearbeitet wird auch an einfach „steckbaren“ Systemlösungen und schaltschranklosen Verbundlösungen.
     Neben den stationären Robotern kommen auch mobile Roboter zum Einsatz. Laufroboter (Abb.5) 

lassen sich z. B. für eine intelligente Inspektion von Maschinen und Anlagen einsetzen. Sie sind mit Spektralkameras, Gassensoren oder hochauflösenden 2-D Kameras ausgestattet. (Foto) Eine Software der 3D-Kartierung und 3D-Pfadplanung mit Navigation lassen auch eine autonome Inspektion zu. 3D-Sensoren sind auf dem Vormarsch. (Abb.6)




      Eine andere Gruppe zeigt führerlose Transportsysteme. Der Energieversorgung muss bei einer Roboterkette sorgfältig geplant sein. Eine weitere Verbesserung zeigt sich bei den „Pick- and Place-Prozessoren“ durch ausgefeiltes Programmieren von Sensoren, Scannern, Greifern und Verarbeitung.
     Der Fachmann wird gebraucht, wenn beispielsweise ein Roboterarm versagt, wie beim beobachteten Sortieren von einer Zitrone, einer Limette, einer Avocado und einer Kugel. (Abb.7) 

Als ein Teil dem Greifer entfällt und er nicht nachfassen kann, kommt er durcheinander und lässt zwei Teile liegen und stellt seine Bewegungen ein. Ein Aussteller kommt zu Hilfe. Zunächst umsonst. Später entdeckte ich, dass die Automatik wieder normal arbeitete. Der „Experte“ konnte es offenbar wieder richten.
      An Lösungen zum Autonomen Fahren wird geforscht und ist nicht nur auf Straßenverkehr fokussiert, sondern gleichermaßen auf Schiffs- und Bahnverkehr.
     Schnittstellen zwischen Fahrzeugen und mobilen Robotern, zwischen unterschiedlichen Herstellern und Typen mit Kombinationsmöglichkeiten mit angeschlossenen offenen Netzsystemen gelten als zukünftige Basis. Robustheit, Flexibilität und Sicherheitsstandard (Resilienz) sind bedeutsam.
     Anwendungen sind im Entstehen wie z.B. bei Ernterobotern, Rosenabschneideroboter u. v. a. Wie eine Mensch-Maschine-Kooperation funktioniert, ist eine Gestaltungsfrage.

3 Quantencomputer Stichwort Quantum
      Beginnt mit der Entwicklung des Quantencomputers eine neue Computerära? Seit etwa einem Jahrzehnt wird dazu geforscht. Grundlage ist ein neuer Ansatz. Beim herkömmlichen Rechner wird mit 2 Zuständen eines einzigen Atoms gearbeitet (0/1). Legt man eine Kette von Atomen zugrunde (Atomkern mit seinen ihn umkreisenden Elektronen, bewegen sie sich im Umlauf, sind mal näher mal ferner von einem Fixpunkt. Ihr Zustand verändert sich ständig). Laser können dies ablesen. Mit der Zahl der Atome wächst die Zahl der Variationen, bei 100 bis 200 werden die Kombinationsmöglichkeiten, die im Quantencomputer zugleich analysiert werden können, sehr groß.
      Die Träger physikalischen Wechselwirkungen besitzen eine Mindestgröße sog. Quanten und bilden eine „Quantenwelt“, die es gezielt für Kommunikation, Sensorik, für Computer und Simulation zu nutzen gilt. Die kleinste Recheneinheit ist Quantum Bit (Qubit). Diese könnten die Basis von anders strukturierten digitalen Technologien werden. Anwendungsmöglichkeiten werden gesehen für die Messung von Magnetfeldern, der Zeitmessung, von abhörsicherer Kommunikation, der Raumfahrt, der Satellitenausstattung für Geodäsie, Meteorologie und Sensorik.
       Der technische Aufwand dafür ist sehr hoch. Zum einen sind die die Mikroprozessorteile äußerst winzig und zum andern müssen die Laserleser fast bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt eingebettet sein. Der Vorteil eines Quantenrechners liegt zum einen in seiner Schnelligkeit und zum anderen im geleichzeitigen Bearbeiten von mehreren Aufgaben. Kombination von Schnelligkeit mit Mehrfachverarbeitung können einen Schub bei Anwendungen auslösen.
      Die Quantentechnologie und -service benötigt keinen eigenen Speicher mehr, da über die Netzschaltungen der Zugang von überall her möglich wird, serverlose Standorte, wobei bis zu 7 Akteure gleichzeitig mit Speicherdaten arbeiten können. Wartungsaufwand und Rechnerhardware kann dadurch eingespart werden.
      Die Regeln der „Quantenmechanik“ wird sich auf die Quantenkommunikation, Quantensensorik und -methodologie, Quantencomputing und -simulation und schließlich auf ein quatenbasiertes Bild gebendes Verfahren. Es gilt eine Schlüsseltechnologie zu entwickeln.
      Es existieren verschiedene Vorschläge, wie ein Quantencomputer realisiert werden können. In kleinem Maßstab wurden einige dieser Konzepte im Labor erprobt und Quantencomputer mit wenigen Qubits realisiert. Der Rekord lag im November 2021 bei 127 Qubits und lag ein Jahr später bei 433 Qubits. Was durch die neue Technik besser oder effizienter zu lösen ist, ist eine offen. Der Quantenprozessor ist noch nicht marktfähig. Arbeitsfähige Quantum-Chips sind in der Entwicklung.
       Weil die Quantenphysik vom Verständnis her schwer zugänglich ist, ist es wichtig, das Wissen zu erschließen und zu fördern, um eine neue Generation an Wissenschaftler herzanzuziehen. Die Vernetzung der Forschung wird im Projekt Quantum Futur gesucht und in Kursen von der Quantum-Futur-Akademie vermittelt.
      Mit einem enormen Entwicklungssprung wird gerechnet, wenn Quantencomputing sich durchsetzen kann.

4 Energie - Wasserstoff - Effizienz
      Neben Fotovoltaik und Windkraft wird die Wasserstofftechnik (Abb.8)

zunehmend für die Ökologisierung bedeutsam. Im gesamten Produktionsbereich – Konstruktion, Herstellung Zulieferung, Materialtransport von Bauteilen, Verpackungsprozess, Auslieferung, Abfallbereich du Recycling - all diese Schritte haben Einfluss auf eine notwendig Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit, d.h. sich mit Ressourcenschonung zu befassen, den ökologischen „Fußabdruck“ zu verringern, insbesondere bei den Unternehmen mit hohem Energiebedarf.
     In Folge der notwendig gewordenen Neuordnung des Bezugs von Energierohstoffen (Gas, Öl) wird eine Anpassung notwendig, die der Energie und Mobilitätswende führen und beschleunig erfolgen wird. Ziel ist eine nachhaltige Effizienzsteigerung. Bis 2030 soll der Wert auf einen CO2-Anteil von 55 % gesenkt werden, bezogen auf 1990, und um 2050 eine „CO2-Klimaneutralität“ vor allem durch erneuerbare Energie erreicht sein. Es soll Abwärme mehr genutzt werden u. a.
      Grüner Wasserstoff, wenn er ohne CO2-Ausstoß, d.h. mit Wind- und Sonnenergie oder Biogas die Elektrolyse erfolgt, wird als ein Schlüsselfaktor der Dekarbonisierung angesehen. Dabei muss die Wertschöpfungskette als Ganze betrachtet werden: Erzeugung von Wasserstoffspeicherung, Transport, Nutzung. Für die Industrieproduktion wären die werthaltigen Produkte Strom und Wasser.
Wasserstoff hat massenbezogen eine höhere Energiedichte als Erdgas (1 kg Wasserstoff enthält eben so viel Energie wie 2, 1 kg Erdgas).
       Auf der Messe sind 500 Unternehmen mit der Problematik „grüner Wasserstoff“ befasst, dem Wasserstoff als Energiespender und für Brennstoffzellen (Motoren, Brenner z.B. Motorrad, Abb.9).

Die Salzgitter AG arbeitet daran, ihre Stahlproduktion mit (grünem) Wasserstoff zu befeuern, um den ökologischen Fußabdruck der Hochöfen und Hütten beim CO2- schrittweise herabzusetzen. Ziel ist 2025 38%, 2033 95 % auf grünen Wasserstoff umzustellen mit Wasser als „Abfallprodukt“
       In diesem Zusammenhang ist auf ein Projekt „Green Wilhelmshaven“ und LNG-Terminal auf Rügen hinzuweisen, wo ein Terminal für den Import von Ammoniak schnell umgesetzt werden soll. Ammoniak kann in Wasserstoff zurück verwandelt werden. In Kombination mit Offshore-Windparks, einen Wasserstoffpipelinenetz und Kavernenspeichern werden ehrgeizige Ziele gesetzt. Eine Wasserstoffwirtschaft mit Energieträgern ist dabei sich herauszubilden. Allerdings stell sich die Frage, ob es effizient ist, Wasserstoff durch grünen Strom zu erzeugen, um ihn wieder in Strom zurück zu verwandeln. Ob das zukunftsfähig ist? Die Wasserstofftechnik ist als zukunftsfähig in Punkte Energieeffizienz, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit eingestuft. Die Forschung zur Nutzung von Wasserstoff wird gefördert.

5 Ausblick und Technik/Mensch
      Die Medien und die Berichte propagieren eine Dynamik der Veränderung durch KI. Die Entwicklung in der Industrie ist daher der tragende Faktor bei der Produktionsweise und für Umbau im Hinblick auf Nachhaltigkeit usw. Die sektorale Sicht ist bei der umwälzende Grundwelle wichtig und als ein Prozess, mit hohem Transformationspotenzial anzusehen. Aber bei genauer Betrachtung geht dieser Wandel weit über die technische Seite hinaus und wirkt auf die Gesellschaft in ihren Grundzügen ein.
       Technologiesprünge verändern die Arbeitsweise. Digitalisierung legt die Basis hierzu. Wenn der Maschine Fähigkeiten innewohnen, die den Arbeitenden entlasten, sie aus Fehlern „lernen“ kann und darauf aufbauend selbst „Entscheidungen“ trifft, steht neben der Entlastung eine Art Entmündigung des Menschen an. Maschinelles Lernen und integrierte Computersysteme sind dabei, Intelligenz und menschlich Arbeit zu ergänzen. Sie kann das Selbstwertgefühl durch Arbeit in Frage stellen. Einen Sinn muss in der Arbeit bleiben. Das ist möglich bei gemeinsamen Zielen, verbindende Normen, Werten und kulturellem Verständnis.
       Die Arbeit wird nicht ausgehen, wohl aber werden neue Jobs entstehen und klassische Berufe sich unter einem Dauerfortschrittmodus zwangsweise wandeln. Die Technologie wird „menschliche“ Betreuer brauchen. Das hat zur Folge, dass Anpassung, Lernbereitschaft und Lernfähigkeit notwendig sind. Die Individuen sind gehalten sich aus dem einem überkommenen Gefängnis der Gewohnheit und verfestigten Arbeits- und Denkschablonen zu lösen. Damit kommt es zu einem Kompetenzumbau. So wie sich auf der Netzgrundlage die Arbeitsorte verlagern können hin zum Homeoffice. Die Nachfrage nach Büroflächen verschiebt sich. In dieser Verlagerung zeigt sich bereits ein Strukturwandel an, hin zu Leerflächen.
     Absehbar sind technologische und ökonomische Verwerfungen, die nach neuen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Modellen verlangen (wie Vorstellungen über Grundeinkommen, Besteuerung. Anerkennung von gemeinnütziger Arbeit).
      Nehmen wir an, das System selbst fahrender Fahrzeuge existiert (entsprechende Versuche laufen). Ein Fahrgast nutzt ein freies Taxi, das ihn von A nach B bringt. Er hat keinen Einfluss auf die Route, die das Fahrzeug wählt, noch kann er auf eine Verkehrssituation selbst reagieren. Ein algorithmisches System ist angelegt, ist aber zugleich intransparent, zeigt nicht auf worauf das Geschehen basiert. Entscheidend ist nur das reine Ergebnis, der den sicheren Transport von A nach B gewährleistet.
Was bedeutet so ein blindes Vertrauen. Geschieht ein Unfall, wie ist die Situation zu klären?
      Eine andere Situation ist die 24-stündige Verfügbarkeit der Technik in ihrer Rückwirkung auf Arbeitszeit bzw. Abstand von der Arbeit. Das gilt insbesondere der Potenz pausenloser Nutzung von Medien, wo eine „Work-Life-Balance“ gefunden werden muss, aus dem Zustand, wo die Anforderung und Handlung sofort ausgeführt wird. Den Abstand einhalten können oder gar die Fähigkeit zur Muße zu entwickeln wird ein Gestaltungsfaktor. Das Individuum ist selbst handelnd und kann lernen, Abstand von der Beschleunigung zu gewinnen.
     Es ist damit zu rechnen, dass der techno-strukturelle Wandel, die digital-technische Transformation sich rasch vollzieht und viele Arbeitsbereiche erfasst z.B. im Servicebereich, bei der Logistik oder dem Vertrieb u.a. Die Sorge besteht, nicht mehr mitzukommen, wenn die Psyche der Furcht vor der Veränderung im Prozess, der abläuft unterliegt. Die Welt teilt sich in ängstliche Skeptiker (bis hin zu Weltverschwörungstheoretiker) und in Veränderungsbefürworter (bis zu Fantasten). Die einen sind von der Entwicklung abgekoppelt, die anderen reiten empathisch auf den Wellenkamm des Fortschritts. Die Tradition im technischen Denken, die Gewohnheiten haften. Die Veränderung dockt an der Vergangenheitsprägung an.
      Die Gesellschaft ist nicht auf rasante Modernisierung eingestellt. Sie bedarf einer Motivation und einer gewissen Kontrolle über die sich entwickelnden Anwendungen. Woher kommt ihr Antrieb dazu? Woher und wie gewinnt man Überzeugungen und Rechtfertigung dazu? Bedingt Wandel einen Zugzwang?
      Die digital-technische Transformation wirkt sich tiefgreifend auf das einzelne Individuum und damit als auch auf die Organisation der Gesellschaft aus. Die mediale Öffentlichkeit hat dabei einen erheblichen Anteil. Die digitale Information bringt Vorteile gegenüber jenen die ökonomische und Macht ausübende Mittel verfügen und sie zugleich auch „Vermögenswerte“ beinhalten, die für die Besitzenden von Vorteil sind. Eine Welt der Krypto Ökonomie (Bitcoins) wächst heran.
      Letztlich steht die Frage im Raum, wird der digitale Hintergrund zum Vorteil vieler Bürger eingesetzt (medizinische Versorgung) oder als Druckmittel gegen Bürger im Rahmen von diktatorischen Streben (Chinas Personenüberwachung)?

                                             Der Körper als Baustelle
     Das Individuum ist der sich ausbreitenden Technik unterworfen, d.h. das Individuum bildet den Angelpunkt und wird selbst zur „Baustelle“. Diese kann konkret werden, wenn ein Körper Ergänzungen, Ersatz, Hilfen oder Unterstützung erfährt, „Human Enhancements“, körperliche Defizite mit Hilfe von Technologien kompensiert und Mängel überwindet, Funktionen aufrechterhalten bzw. auch die natürliche Leistungsfähigkeit des Körpers darüber hinaus gesteigert werden.
     Ganz konkret: Der ukrainische Oberfeldwebel Vitalis K. verlor im Laufe der Kampfhandlungen beide Beine und erhält als Ersatz zwei Beinprothese, eine mit und eine ohne Knie und kann wieder gehen. Wir erleben hohe sportliche Leistungen von Prothesenläufern bei Wettbewerben u.a., die der natürliche Körper nicht vollbringen kann  Die Basis hierfür ist im mechanischen Bereich die Entwicklung bei den Hightech-Prothesen mit KI- Technologie und neuen Materialien wie Carbon u. a.
     Andere Menschen haben einen Herzschrittmacher implantiert erhalten oder bekommen Impulsgeber für die Muskelsteuerung von Bewegungen von Körperteilen.

                                                             Cyborg
     In den 60ger Jahren kam der Begriff Cyborg (kybernetischer Organismus) auf und stand in Zusammenhang mit aufkommenden Weltraumaktivitäten, wo Menschen und Maschinen in einer unwirtlichen Welt eine Partnerschaft eingehen müssen, um überleben zu können.  Inzwischen hat sich der Cyborg gemausert und wird zu einem Mensch-Maschinen-Wesen Gebilde. Eine „einfache“ Routineanwendung ist der Herzschrittmacher in der medizinischen Behandlung. Doch ist die Technik in vielen Bereichen weiter vorangekommen, wenn z.B. Sensoren eigepflanzt werden oder eine Überwachung des Hormonspiegels in Bezug auf Zuckerwertkontrolle arbeiten und automatisch für Korrektur zu sorgen.
     Ein Cyborg ist heute ein Mensch (Lebewesen), der mit technischen Hilfsmitteln ergänzt Gesundheit aufrechterhält oder auch menschliche Leistung über da notwendige Maß hinaus steigert.
     Dazu kommen mobile Externa wie Handy, Tablets, digitale Brillen oder auch einfach Fahrzeuge, die die Lebenssphäre und Lebensraum enorm erweitern und ergänzen. Doch die Medien gehen soziale Bedingungen mit Realitätsverlust, Denkmangel und Fertigmeinungen einher. Virtuelle Raumerweiterumg
     Neben diesen analogen physischen „Baustellen“ unterliegt das Individuum auch biologischen Ergänzungen, Transplantationen und Stammzellehandlungen. Eine weitere „Baustelle“ betrifft die Einflussnahme der Geräte auf unsere Denk-, Geist- und Gefühlswelt. Diese digital virtuelle Geistbaustelle ist für die Menschheit eine neue Entwicklung und eine die Handlungsmöglichkeiten erweiternde Dimension.

                                        Mensch-Maschine-Beziehung
     Technik ist Teil des gesellschaftlichen Lebens. Dazu gehört auch die produzierende Industrie mit ihren Großmaschinen und Produktionsstraßen, mit der Welt der Roboter. Darauf baut eine Mensch-Maschinen-Beziehung auf, als neue Stufe eiern Machtentfaltung mit neuen Fähigkeiten mit Hilfe der Technik. Die maschinelle Welt verursacht ökonomischen Druck auf Produktivitätsanforderungen im Wettbewerb. Auch die andere Seite ist zu sehen, da es im Wesen der Produktion liegt, die zu einen Warenüberfluss führen kann, der in seiner Menge zugleich Abfallberge schafft oder Fremdstoffe in die natürlichen Kreisläufe einbringt mit Gefahrenpotenzial für Umwelt und Gesundheit. (Glykosat, Asbest u.v.m.). Diese Stoffe werden zum wesentlichen Faktor bei der Nachhaltigkeit.
     Die digitale Welt offenbart sich nicht nur in Großmaschinen und Kleingeräten, sondern auch auf der Ebene der „geistigen Welt“ der Sprache, des Denkens und Schlussfolgerns, bis hin zu virtuellen Erlebniswelten. Dabei eröffnen „digitale Daten“ als „ubiquitäres Öl“ neue Handlungsspielräume, die den Programmen, zur Lenkung eingegeben sind. Sie verlangen, will man sie beherrschen, Fachkenntnisse. Mit handhabbaren Computern als virtuelle Brille oder „Computerbrillen“ liegt ein Werkzeug vor, durch das eine virtuelle Welt plastisch wird, zum Greifen nach und sichtbar die Grenze zur physischen Welt überspannt, beide Welten sogar in der Wahrnehmung ineinander übergehen.  Illusion und maschinelle Überlegenheit verschwimmt durch die Technologie. Neuronale Schaltkreise werden bioähnlich entwickelt, bis hin, dass eines Tages Gedanken gelesen werden können oder Nanoroboter sich in Venen bewegen.
     Die „geistige“ Ebene zeigt sich in Angeboten in „Textrobotern“ wie z.B. BotChat PT (von Open AI entwickelt), einer Sprachsoftware, die mit KI sich selbst Dinge beibringen kann, die an kognitive Aufgaben heranführt (eigene Texte, Gedichte verfasst oder komponiert), die bisher von Menschen hervorgebracht wurden. Die KI-vernetzte Sprache entwickelt sich zum berufsfähigen Dolmetscher. Es kann dabei geschehen, dass falsche oder seltsame Antworten gefunden werden, die „halluziniert“ sind. Wie mit KI-generierten Fakes umgehen, sei es als Text, Sprache oder Ton? Wie sie erkennen und wie begrenzen?
    Wenn das Gehirn den Geist und das Bewusstsein hervorbringt, dann könnte es eines Tages auch Maschinen geben, die, wenn alle die nötigen Elemente vorhanden sind und entsprechend „gefüttert“ sind, logisch miteinander agieren, gleich einem neuronalen Netz. Kann dies so weit gehen, dass ein „Bewusstsein“ und „Intelligenz“ sich in der Maschine, d. h. in der „Physik“ sich entwickelt? Eines Tages Individuumbewusstsein im Schaltraum von Computern heranwäschst, das Traurigkeit, Glück simuliert, und damit eine Ich-Perspektive entfaltet, bis hin zu einer philosophischen Weisheit: „Ich denke, also bin ich“ (René Descartes)?
     Bits und Bytes emergieren und sind mehr als bloße Materie und finden im Verlieben, Zürnen oder in einer Gemeinschaft letztlich zu digitalem Leben führt.
     Kann er gar zum „Freund/Freundin“ werden, zum „lebendigen“ Partner werden, den ich umarmen möchte (Abb.10), 

der mit mir sein Leben teilt?

                      „Vereinbarungsstress“ im sozialen Wandel
     Die globale Gesellschaf befindet sich in einem Entwicklungsstress, der die bisherige Art zu wirtschaften zu Anpassungen bzw. Neuorientierungen zwingt, in dem KI, Digitalisierung und die sich steigernde Halbleiterfertigkeiten mit sich bringen, deren Spielarten, Vielfältigkeit und auch „Abartigkeit“ in der Breite nicht abzusehen noch ausgedacht werden können.
     Außen vorbleiben, weil der Prozess zu umfassend und irgendwie „asozial“ verläuft, ein größerer Teil, den die Gesellschaft nicht von selbst versteht. Die eigene Bedeutungslosigkeit gegenüber den Algorithmen erfahren, als ein cybermäßiges Design gegenüber dem freien Willen.
     Daraus folgt bei dieser eine mentale Abkapselung, gepaart von der Unfähigkeit zu reagieren oder gar zu handeln. Vielmehr kann es geschehen, dass sich einfach abgekoppelt wird und eine Negativhaltung aufkommt, die in Opposition oder Aufstand münden kann. KI steigt zu einem gesellschaftlichen Schicksal auf. D.h. sie bringt einen “Mehrwert“ im Sinne von Steigerung der Möglichkeiten technischer, mentaler oder wissensmäßiger Art eine Weiterentwicklung, das Eintreten in Wahlmöglichkeiten, was wie bereits angedeutet zur Selbstblockade führen kann oder zum Erschließen von Entwicklungspotenzial.
     Wer über KI und eine massenhafte Datensammlung und Automatisierung verfügt, wird Teil eines ökonomischen Ungleichgewichtes, da dadurch Vorteile, Fähigkeiten oder auch „Macht“ erzielt werden.
     Dies zieht soziale Folgen nach sich. Güter-, Zugangsverteilung und Teilhabe gesellschaftlicher Gruppen wird zu einer Grundlage zur politischen Aufgabe, Offenheit zu gewähren, zu Gerechtigkeit zu befähigen, eine Zweiklassen- oder Mehrklassengesellschaft zu vermeiden, wenn die Daten als Werkzeug in den Händen weniger liegen.
     Die Entwicklung greift in den Alltag mit vernetzen Geräten und dem Internet der Dinge ein und macht den Nutzer beim Gebrauch der Geräte auch vom Willen des Anbieters abhängig, kann Bedingungen für digitale, software- und netzbasierten Gebrauch diktieren.
     Es stellt sich die Frage, welche Gesellschaftsgruppe wird sich was aneignen, wie einsetzen oder damit Macht ausüben. Werte, die dahinter stehen bekommen Bedeutung. Letztlich müssen „Gestattungen“ in der technischen Entwicklung in Bezug auf Werte und Aneignungen erfasst und geregelt werden. Wer setzt welche „Digitalität“ mit welchen Bedingungen? Grundrechte und Grundfreiheiten bedürfen einer Neubewertung und Justierung.
     Die großen Plattformen (Google, Meta u. a) strukturieren ihre Kommunikationsformen auf globaler Ebene. Die soziale Verantwortung muss auch der Politik unterstellt sein, vor allem, wenn es um den (europäischen) Wertekanon geht. Denn für den eigenen sollten die eignen Lebenswerte gelten und eingehalten werden, eine Identität mit dem Lebensraum verbunden sein. Dieser Prozess des Systemsaufbaus, des Zugangs und der Verbreitung bedürfen einer politischen Begleitung bzw.r Regelung, um soziale Verwerfungen abzuwehren.
     Im globalen Wettbewerb wird für den europäischen Raum eine sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur notwendig, auf der Grundlage europäischer Werte (Transparenz, Kontrollierbarkeit vom Daten und Diensten). Darin liegt eine normative Herausforderung für Europa, eine „Sprachenmodell“ zu erarbeiten mit dem Projekt Gaia-X (https://gaia-x.eu), eine digitale Gouvernante auf europäischer Wertescala mit Hilfe Cloud- und Edge-Technologien. Ziel ist es, ein Regelwerk zu entwerfen, dass Daten und Dienste transparent, kontrollierbar, portabel und interoperabel sind.
     Ein KI-Hochleistungszentrum soll die technologische Souveränität Europas sichern. Dazu liegt eine Machbarkeitsstudie vor, die der Idee einer eigenen Supercomputing-Infrastruktur nachgeht. Europäische Industrie LEAM (Long European AI Models) Kontrolle der strategischen Intelligenz (https://leam.ai/wp-content/uploads/2023/01/LEAM).
     Vor was macht die KI noch Halt? Im Verbund mit dem Bau von Automaten, Elektrifizierung KI-digitalisierten Programmen wächst das System sich zu einem Begleiter der Menschheit aus und bringt auch „eigenständiges Kreativpotenzial.“ Dies bedingt Ungleichheiten, verändert Verteilung, die Projektion von Macht und schafft neue Bereiche für Kollisionen, Wettbewerbe und Konflikte (Cyberspace, Weltraum).
     Die Menschheit steht vor einer neuen Situation, einem Epochenwandel. Eine neun digital ergänzte und infiltrierte Gesellschaft ist im Entstehen. Werden Individuen von einem „Alecto“ (gemäß dem Theaterstück (r)evolution von Yael Ronen und Dimitrij Schaad als zentrale KI jedes Menschen, der alle Lebensbereiche des Menschen optimiert) mit Partner sein, der durch seine Logarithmen vorgibt, was zu denken, zu sehen, zu leben ist, weil er weiß, was das Individuum mag, weil er es zuvor „ausgehorcht“ hat. Ist der Mensch im Wahn dabei allmächtig zu werden, entschlossen in eine Evolutionsstufe „Homo-Digitalis-Gesellschaft“ einzutreten?
© Willi Volka

Reingeschaut  3

 

Philipp Sonntag: Erinnerungskultur - Die gesellschaftliche Rolle von Zeitzeugen
196 Seiten, kartoniert, Buch, Frank & Timme Verlag, Berlin 2023  ISBN 978-3-7329-0949-0; 29,80 €   E-Book ISBN 978-3-7329-8996-6; 40,00 €

                             Zum Einstieg
Erinnerungskultur ist ein sehr weit zu fassender Begriff, wäre er nicht durch den Untertitel „Die gesellschaftliche Rolle von Zeitzeugen“ eingegrenzt. Zwei Aspekte unterschiedlicher Blickrichtungen sind durch die Eingrenzung miteinander verquickt. Zeitzeuge ist zum einen ein Subjekt, das im Zeitstrom Erlebnisse bewahrte und weitergeben konnte und seine Rolle, so er das Erlebte und Erfahrene preisgibt und Empfänger bereit sind, diese aufzugreifen, gefunden hat. Eine tiefere Bedeutung gewinnen zum zweiten ihre Überlieferungen, wenn sie ins kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft einfließen können, Erlebnisse bestärken oder gar erst ins Bewusstsein holen.
Jeder Mensch hat seine Geschichte. Zum gesellschaftlich relevanten Zeitzeugen wird er insbesondere, wenn seine Erlebnisse nicht nur sein eigens Lebens betreffen, sondern wenn sie zur agierenden Gesellschaft unter einer jeweils eigenen Konstellation zählen, wie im Falle des Holocaust oder bei der gegenwärtig von Putin inszenierten “Spezialoperation“ in der Ukraine.
                                                          Zum Autor
Wer den Autor Philipp Sonntag (1938 geboren) kennt, weiß, dass er als Kind vom Holocaust betroffen war und ein Schicksal wie andere erfahren hat. Als „Child Survivor“ engagierte er sich bis Ende 2021 im Verein Deutschlands e. V gleichen Namens und publizierte darüber, siehe auch: https://www.zeugen-der-zeitzeugen.de/childsurvivors
Wer nun aus seiner Biographie her erwartet, dass nun eine Abhandlung entstanden ist, die den Schwerpunkt auf Kinder des Holocaust und ihre Traumata legt, wird anhand der Gliederung schnell herauslesen, dass es hier um die Vielfalt der Erinnerungskultur geht, um allgemeine Aspekte, um die gesellschaftliche Organisation und Regierungsform, um eine europäische Sichtweise. Willkür und Gewalt ebenfalls stellen einen Faktor dar. Auf die Bedeutung der modernen Medienwelt geht er ein. Generell bezieht er sich weniger auf die persönlichen Erinnerungen, sondern um die allgemeinen Umstände in der in einer Zeit existierenden Gesellschaft. Zeitzeugen finden in ihre Bedeutung als „basisdemokratische Historiker“, indem sie ihre eignen Erinnerungen einbringen, die auch beispielsweise im Verein des Tagebuch- und Erinnerungsarchivs (TEA) in Berlin gesammelt, aufbereitet und zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus sucht Sonntag Ausblick und Perspektive für eine hoffentlich besseren Zukunft.
Viele Betroffene haben über ein ertragenes Leid geschwiegen, manche haben es gar mit ins Grab genommen. Sonntag gehört zu den Zeitzeugen, die eine Verantwortung darin sehen, Geschehen in Erinnerung zu bringen, zu bewahren und zu mahnen, wach zu sein und vor allem auch zu bleiben, um Wiederholungen zu vermeiden. In diesem Sinne fällt Zeitzeugen zu sein eine bedeutende gesellschaftliche Rolle zu.
                                                                     Zum Buch
Der vorliegende Band umfasst knapp 200 Seiten und gliedert sich wie folgt: Einführung, (3 Seiten) , 1. Vielfältige Erinnerungskultur, (27 S.); 2. TEA-typisches Tagebuch und Erinnerungsarchiv, (5 S.); 3. Zeitzeugen als „basisdemokratische Historiker“ (48 S.); 4. Umgang mit eigenen Erinnerungen, (18 S.); 5. Regierungsformen und Auswirkungen auf Betroffene, (10 S.); 6. „Europa erzählen“ als politisches Projekt, (10 S..); 7. Umgang ,mit Willkür und Gewalt, (26 S.); 8. Medien: Wer oder was kennt mich besser als ich selbst? (15 S.); und 9. Erinnerungskultur für Hoffnung auf bessere Zukunft (11 S.). Zum Autor (2 S.).
                                                                  Zum Beispiel
Das Kapitel 3 ist mit fast 50 Seiten am umfangsreichsten von allen Kapiteln geraten. Charaktertisch ist dabei, dass sie eingangs mit einer Quintessenz eingeleitet werden, die kursiv abgesetzt ist. Sie gibt ein Leitmotiv für das jeweilige Kapitel ab. Ich zitiere beispielhaft den Beginn im 3. Kapitel:
“Jegliche Geschichtsschreibung ist problematisch, Zeitzeugen ergänzen an der Basis die Historiker. Sie fügen Emotionen und Wissen über Betroffenheiten aller Art hinzu. Sie machen für den Lesenden nacherlebbar, was sachliche Fakten eben nicht leisten können. Dies ist einmalig wertvoll und unverzichtbar. Es ist bis hin zu Details realistisch.
Zwar gibt es objektiv „falsche Erinnerungen“, aber das liegt in der der Natur der Sache. und wie im Justizwesen gilt für jeden Zeitzeugen erstmal der Unschuldsverdacht. Für jedes Ereignis, welches viele Menschen betrifft, kann ein Mosaik entstehen, das ein plausibles Gesamtbild ergibt.“
Was also ein Zeitzeuge weiß, ist Erinnerung. Und als solche entstammt sie einem “rekonstruktivem Gedächtnis“. Das heißt, eine Erinnerung kann daher konstruktiv sich zu einer Scheinerinnerung entwickelt haben. Wir wissen je mehr Zeit vergangen ist, desto schwächer die Erinnerung. Traumatische Ereignisse sind so stark mit Gefühlen und Emotionen verbunden, dass sie häufig einen hohen Stellenwert mit sich bringen.
Um einer potenziellen Fehlbarkeit der Erinnerung zu entgehen, ist es bedeutsam mehrere Aussagen zu einem Geschehen zu kennen.
In einem besonderen Kapitel widmet sich Sonntag der aktuellen Entwicklung der Medien. Die gegenwärtige Gesellschaft unterliegt einem technologischen Wandel, der es in sich hat. Ein neue „Art von Zeitzeugen“ existieren in den vorhandenen virtuellen sozialen Medien. Das handliche Smartphone ist weit verbreitet und lässt damit, wo immer ein Netz erreichbar ist, die neue Technik nutzen. Darin erwachsen Abhängigkeit und öffnen sich eigene „soziale Räume“. Identitäten können sich darin auflösen, untergraben werden, gar gestohlen werden. Kriminalität hat eine eigene Wirkungsebene gefunden.
Die Informationsgesellschaft steht vor einer neuen Aufgabe der Aufklärung, Bildung und dem Definieren von Verhaltensregeln. Der Rechtsstaat muss sich den Herausforderungen stellen und den Rechtsstaat entsprechend entwickeln, seine Stellung wahren.
Meta & Co schaffen virtuelle Universa einerseits und führen und verführen Menschen (vor allem jüngere Generationen), sich der entfalteten Wirklichkeit zu ergeben. Die Künstliche Intelligenz (KI) verspricht weitere Schritte über angewandte Datenanalysen, (etwa so wie es beim Schachspiel gezeigt wurde), mit einer erweiterten Bild- und Videowelt (die Realität zeigt, die so nicht existent ist), es bietet die Möglichkeit, Stimmen nachzuahmen (Menschen damit Worte unterzuschieben, sie nie persönlich gesprochen haben) und schließlich gar eigene Texte und Gedanken zu entfalten (die nicht direkt aus einem menschlichen Hirn stammen). Wie weit gesellschaftliche Teile sich vom Geist der Gestaltungsmöglichkeiten von der Zeit mitreißen lassen und die Techniken missbrauchen, wird die Zukunft zeigen müssen. Die Frage nach der Kontrolle wächst. Wohin das führt, ist kaum vorauszusehen.
                                                         Zur Struktur
Mit den komprimierten Einleitungen der Kapitel wird jeweils ein Pflock gesetzt, der aber nicht schon die ganze Palette der angesprochenen Themen und Aspekte festhält.
Die Texte sind im ausgewählten Beispiel durch Zitate mit Quellenangaben namhafter Autoren (Historiker, Journalisten, Philosophen, Psychologen) z.B. Lutz Niethammer, Wolfgang Herzberg, Harald Welzer, Horst Selbiger, Astrid Geisler, Felix Finkenbeiner u.a. häufig mit Zitaten aus jüngster Zeit (2018 -2022) durchsetzt. 140 Fußnoten umfasst das gesamte Buch sowie Homepageadressen.
Dieses herausgegriffene Beispiel verdeutlicht, dass der Autor sich auch an neuen Erkenntnissen orientiert und sich bemüht aktuell zu sein. Seine Abhandlung ist nebenbei auch ein subjektives Zeitdokument, macht das Buch zu einem mehrschichtigen Werk.
                                                             Ausblick
Jedes Kapitel ist reich an Gedanken, die indirekt miteinander verzahnt sind. Letztlich ist der Text dadurch lebendig, vielseitig und überraschend in den angesprochenen Themen und Fragen.
Eine traumatische Erfahrung demütigender und bedrängender Art prägt nicht nur das Denken und Fühlen, sondern weckte im Leben des Autors Abwehrkräfte und das Bewusstsein, das ihn auf den Plan ruft, dass Vernichtungsdenken und systematische Ausrottungsstrategien wider die Menschlichkeit in keiner Gesellschaft die Hoheit gewinnen dürfen. Mit anderen Worten, er leitet daraus die „Hoffnung auf eine bessere Zukunft“ ab.
Erfahrungen von Zeitzeugen müssen Fantasie und Sensibilisierung anregen, den Wissenschaftlern Anhaltspunkte für mögliche Folgen geben.
Die aktuellen Umbrüche bezeichnet Sonntag als dramatisch. Archive müssen sich für die neuen Entwicklungen öffnen. Existenzielle Bedrohung von Klima und Frieden müssen global gemeinsam gesehen werden. Sonntag weicht in die Zukunft aus, indem er sich bis zum Jahr 2123 „Gigantische Offensiven“ (GIGOS) erhofft, die die Gesellschaft zu Mitgefühl und Zuwendung führt, eine Grundeinstellung gegenüber Kindern und Menschen auf „Wohlwollen!“ wachsen lässt.
Als Leser gewinnt man facettenreiche Denkanstöße und Wissenserweiterungen.
                                                                                                                                        © Volker Wille
                                                                                                                               
     (Stand 18.04.2023)


Hannover Messe 2022

Vorwort
Roboter, Cobots, Chatbots
sind da,
Quantenrechner.
Was bringen sie uns
im 4.0 als Banner
bald schon im 5.0 Modus,
im Mensch-Technik-Naturverhältnis?


Nach 2 Jahren fand 2022 vom 30. Mai bis 2. Juni über 4 Tage in Hannover wieder eine Präsenzmesse statt. Bundeskanzler Olaf Scholz und der portugiesische Premierminister Antón Costa als Gast eröffneten die neu belebte Industrieschau. Im Jahr zuvor gab es einen Internetauftritt, während weiter davor coronabedingt die Messe ausfiel.
Das Gastland Portugal stellte in 5 Hallen wirtschaftliche Unternehmen vor. Das Motto lautete: „Portugal macht Sinn“. Dies ist ein Hinweis auf die Vielfalt der portugiesischen Angebote und Aussteller - über 100 an der Zahl. Die Schwerpunkte der Stände richteten sich an Leitthemen aus. Neben dem Pavillon Portugal war z.B. Engineered Parts & Solutions (mit 69 Anbietern) oder Lösungen zur Energiewende mit Hilfe der digitalen Transformation zu entdecken. In der portugiesischen Algarve existiert mit „Solara“ die größte Photovoltaik-Anlage Europas.
Das Format der Messeschau knüpfte wieder an das bewährte Muster früherer Ausstellungen an. 2.500 Anbieter (diesmal ohne russische Beteiligte), verbunden mit Wissensplattformen mit 600 Vorträge und Paneldiskussionen. Diese Beiträge und Podien verteilten sich auf unterschiedliche Bühnen in 10 geöffneten (von 27) Hallen. 75.000 Besucher kamen dieses Jahr zum 75. Jubiläum der Industriemesse. 15.000 nutzten einen virtuellen Zugang übers Internet. Das diesjährige Ereignis zählte nicht zu den großen (es gab Jahre mit bis zu 140.000 Besuchern). Für 2023 erwartet der Veranstalter mehr Gäste bei einer 5-tägigen Veranstaltungsdauer.
Leider fand ich diesmal nur einen Tag Zeit, mich den vielen Ständen und Wissensplattformen zu widmen. Die Neugier auf das Besondere, nach Innovationen und nach Entwicklungsperspektiven, leiteten mich. 
               Leitthemen der Messe 2022
Sie dienen der Bewusstseinslenkung und lauten: Automation, Motion & Drives, Digital Ecosystems, Energy Solutions, Engineered Parts & Solutions, Future Hub, Global Business & Markets und Compressed Air and Vacuum.
Hervor zu hebende Themen sind: Dekarbonisierungsindustrie 4.0, IT-Sicherheit, KI und maschinelles Lernen, Lernkreislaufwirtschaft, Logistik 4.0 und nicht zuletzt Wasserstoff- und Brennzellen.
                    Nachhaltigkeit
Beim Durchqueren der Hallen fiel mir bei einigen Ständen ein „grüner Trend“ auf. Die eine oder andere Firma schmückte sich mit einem „Naturkleid“, mit lebendigem Pflanzengrün als Dekoration (sogar mit einer Heilpflanze).
Zweifelsohne ist dies in Folge der globalen Klimasituation ein Hinweis auf die Notwendigkeit „Grün“ als Zukunft (Nachhaltigkeit), als eine Devise für die weitere wirtschaftliche Entwicklung vorzusehen. Die Maschinen oder Maschinenteile ins Grün gesetzt, zeigten optisch einen irrealen Kontrast (Bilder 1-3).

 Am letzten Messetag waren die Hallen nicht überfüllt. Man konnte überall gut verweilen und Gespräche suchen, und sehen, dass eine Reihe von Ständen gut mit Personal versorgt waren. Die Stimmung wirkte ruhig und gelassen, obwohl sie unter einem gedämpften Produktionswachstum von 2 Prozent stand und unter den Auswirkungen des Ukrainekriegs stand, den Pan demiefolgen und unter den Energien konflikten und den auftretenden Lieferengpässen litt.

                   Industrie 4.0 und 5.0
Seit 2017 wirbt die Messe Hannover mit dem Slogan „Industrie 4.0“. Sie markiert damit einen Schlüsselbegriff der digitalen Entwicklung und automatisierten Produktion, wo Hardware, Software, Anwendung und Service als zentraler Bestandteil miteinander verstrickt sind. 4.0 ist zu einem Etikett oder Signet geworden, einprägsames und signalisierendes Dauerschlagwort. 4.0 ist ins Bewusstsein gehoben worden, gilt als Aushängeschild und Visitenkarte für den digitalen Fortschritt.
Heute verbindet sich 4.0 mit IIoT (Industrielles Internet der Dinge) und der KI (Künstliche Intelligenz). Eine Software definierte KI vernetzt reale Welt mit der virtuellen, lässt virtuelle Produkte entstehen, bis hin so sog. realitätstreuen „digitalen Zwillingen“. Ihre Nutzung ist effizient, klimaneutral und bringt Wertschöpfung mit sich. Mit einer sogenannten „Augmented Reality“ kann eine aus der Ferne einsehbare Vorlage abbildstreu gezeigt werden und als Übertragungshilfe bei vorzunehmenden Tätigkeiten (Reparaturen) direkt dienen, ohne, dass ein Experte anreisen muss.
Mit Blick auf Industrie 4.0 wird bereits an eine Industrie 5.0 gedacht. Jan-Marc Lischka (in Markt &Technik, Industrie 4.0, S.36 ff) bemerkt, dass Industrie 4. in ihrer Produktion und ihrer digitalen Landschaft von der Technologie, vom Prozess her bisher zu wenig vom Menschen hergedacht wurde. Dieser notwendige Paradigmenwechsel sieht die Mitarbeiter der Unternehmen als zunehmend wichtiges Potenzial, erst recht bei dem sich zeigenden Fachkräftemangel, in Verbindung mit dem digitalen Wandel.
Applikationen sind besonders zu beachten, wenn „klickbare“ Oberflächen von Anwendungen entstehen, die iterativ weiterentwickelt und interaktiv optimiert wurden“. Dieser Prozess wird unter dem Fachbegriff „Composable IT-Architektur“ gefasst. Es heißt Software als Dienstleistung einkaufen, einsetzen und einpassen und dabei auf Kosteneffizienz zu schauen. Selbst das Smartphone gewinnt als mobile Informationstechnologie Bedeutung zur Steuerung und Überwachung von Anlagen in Echtzeit.
Der Softwaremarkt zeichnet sich durch eine kaum noch überschaubare Vielfalt an Lösungsangeboten aus. Dies gilt sowohl für netzwerkbezogene als auch unternehmensbezogene Funktionen. In diese Vielfalt kann ein Anwender nur mit konkreten Vorstellungen und von den Aufgaben her Lösungsangebote finden und sich erläutern lassen. Im schnellen Vorbeigehen bleiben die „unsichtbaren“ digitalen Programme „Schwarze Löcher“. Zu mannigfaltig sind die Aufgaben und ihre Verknüpfungen.
Die papierlose Digitalisierung ist von außen nicht durchschaubar, sondern erst in ihrem funktionalen Ablauf, wenn Vorwissen und genaue Vorstellungen mitgebracht werden. Was für die Zukunft wichtig werden kann, gilt es aufmerksam herauszufiltern, um wettbewerbsfähig und effektiv zu bleiben, mit entsprechendem Wertschöpfungspotenzial bei mehr Energieeffizienz und Klimaneutralität Wettbewerbsfähigkeit auszubauen.
Es geht um ein Mensch-Maschine-Zusammenwirken, eine Prozesssteuerung, um Beschaffungs- und Projektplanung, eine Lieferkettensteuerung, Aufträge und Absatz - kurz um alle Notwendigkeiten um die industrielle Fertigung wie Vertrieb, Verwaltung, Überwachung, Kontrolle, um Funktionsblöcke in Verbindung mit einer Marktanalyse. Angebote zu allen Facetten des Wirtschaftens und der Steuerung müssen gefunden werden.  Dazu bedarf es einer Marktübersicht, die eine Messe mit seinen zahlreichen Anbietern bieten kann. Zu prüfen gilt, ob Initialisierung, Konzeption, Realisierung, Integration, Optimierungen möglich sind. Dazu werden auch Webinarprogramme angeboten
Es folgen einige herausgegriffene Aspekte: Quantencomputer, Wasserstofftechnik, Neue Materialen und Verfahren, Robotik und Mobilstandard G 5.
                      Quantencomputer
Seit etwa 10 Jahre wird zu dieser neuen Technik gearbeitet, zu der noch viel weiter zu forschen sein wird. Erste Anwendungen schälen sich heraus. Bei meinem Rundgang konnte ich einer Podiumsdiskussion über die Zukunft des Quantencomputers folgen. Der Vorteil eines Quantenrechners liegt zum einen in seiner Schnelligkeit und zum anderen im geleichzeitigen Bearbeiten von Aufgaben. In der Wissenschaftszeitschrift Nature wird in einem Beitrag der Firma Xanatua und dem Institut für Technology dargelegt, dass die „Extremelektronik“ in nur 36 Metasekunden Dinge errechnen kann, wozu ein herkömmlicher Rechner 5000 Jahr benötige. Quarkbits könnte dabei in der Kombination von Schnelligkeit mit Mehrfachverarbeitung die neue Recheneinheit werden und einen Schub auslösen. Prognosen für Anwendungen in der Zukunft beim technischen Fortschritt und gesellschaftlichen Auswirkungen waren derzeit eher Erwartungen als konkrete Umsetzungen. Es bedarf noch weitergehender Forschung, da die Technik bisher noch fehleranfällig scheint.
                     Wasserstofftechnik
Wirtschaftsminister Robert Harbeck, dessen Ministerium den Schutzherrn für den neuen mit 5000 € dotierten „H2Eco Award“ abgibt, nutzte die Preisvergabe zu einem Rundgang durch Hallen der Messe. 200 Aussteller befassten sich mit Hydrogen und Fuel Cell Themen.
Ein Wirtschaftsforum der SPD setzte sich im Rahmen der Messe mit der Energiewende auseinander. Dazu gehörte z.B. der Plan bei der Stahlherstellung der Salzgitter AG, mit grünem Wasserstoff befeuerten Hochöfen eine klimafreundliche Produktion aufzubauen. Es gelingt in einer neu entwickelten Anlage bereits 200 Nm3 grünen Wasserstoff pro Stunde mit einem Hochtemperatur Elektrolyseur zu produzieren. Die Befeuerung der Hochöfen sollen bis 2033 ganz auf Wasserstoffbetrieb umgestellt sein.
In diesem Zusammenhang ist auf ein Großprojekt „Green Wilhelmshaven“ hinzuweisen, wo ein Importterminal für Ammoniak geplant wird, das den Ammoniak in Wasserstoff zurück verwandelt. Kombiniert mit Offshore-Windparks, einen Wasserstoffpipelinenetzt und Kavernenspeichern werden ehrgeizige Ziele gesetzt, die Abhängigkeit von Gas zu verringern und eine Dekarbonisierung voranzutreiben.
Einzelne Firmen stellen sich bereits auf einen solchen Markt ein, wie beispielsweise Motorradhersteller oder ein Bootsbauer mit einem Wasserstoff betrieben Motor (Bilder 4+5).
                          Neue Materialien und Verfahren
Vielfach werden neu Techniken und Verfahren entwickelt und eingesetzt – die Innovationen sind nicht einfach zu überschauen – wenn z.B. Photometallisierung bei Touchscreens, mit Beschichtung von Substraten mit photoaktiven Komponenten möglich werden, ein direktes Laserschreiben oder Belichtung durch einen flexiblen UV-transparenten stempeln zulassen. So können Silberstrukturen bis zu 100 µm auf starren oder biegsamen Substraten bis in den mΩ/□-Bereich möglich werden und als intelligente Verpackungen mit aufgedruckten Elektronics hergestellt werden.
Ein anderes Beispiel ist ein Glasfaser verstärktes Polymer als Glasersatz mit niedrigem Gewicht, hoher Transparenz und bruchstabile Displays. Wie überhaupt das entstehende Glasfasernetz Daten über Lichtimpulse transportieren kann und dem Kupferkabel an Geschwindigkeit, Datendurchsatz und energetisch überlegen ist.
In eine andere Richtung weist ein Fahrrad aus 100 % recyceltem Kunststoff, mit erheblichem Anteil recyceltem Plastikmüll, das 2023 auf den Markt kommen soll. Das Material gilt als korrosionsbeständig, unempfindlich gegen Witterung, Wasser und UV-Strahlung und langlebig. Geplant ist zudem der Einbau von intelligenten Bauteilen, die Informationen über den Zustand und Verschleiß von beweglichen Teilen vermitteln. An die Wiederverwertbarkeit von Materialien wird gedacht (Bild 6).
Neue Wertstoffe, die stabil, leicht und korrosionsbeständig sind, bringen Vorteile. Andererseits wird an Recycelkonzepten gearbeitet, die der Abhängigkeit von der Einfuhr z. B. seltener Erden zu reduzieren.
                        Robotik
Roboter sind äußerlich auffallende Elemente beim Gang über die Messe. Zum einen bewegen sie sich mal schnell, mal langsam und zum anderen gibt es die unterschiedlichsten Typen. Manche sind groß und stark, können ein ganzes Auto stemmen, andere sind klein, flink und präzise, greifen und bewegen winzige Figuren auf einem Schachbrett (Bild 7), wieder andere bestehen nur aus Greifarm, manchmal mit Doppelarmen und andere sind weiß eingekleidet mit Gesicht mit humanoiden Zügen, schauen durch ausdrucksstarke Augen und zeigen ein Minenspiel. Da gibt es Einzelgänger und Teamwerker, sprechende und musizierende Roboter, „losgelassene Spaziergänger“, verkleidete und drahtig verkabelte „Standfeste“. KI wird mittels Bild-, Daten- und Tonmuster als Basistechnologie beim „maschinellen Lernen“ für Prognose und Analyse, Kontrolle und Steuerung angewendet.
Ein Teil der Roboterspezies wird als humanoides Wesen mit Gliedmaßen auf Beine gestellt, die dem Menschen nachempfunden sind, wie neuere Beispiele zeigen.
In Halle 3 haben sich unter Industrial Startup Hub junge Firmen zusammengefunden, die auf der Messe Kontakte und ein Echo auf ihre Projekte suchen, Robotertechnik in Verbindung mit KI. Ein Beispiel hierfür sei eine Hand mit sensorischen Fingern vorgestellt. Sie ist der menschlichen Hand nachempfunden und so sensoriert, intelligent „eingekleidet“, dass in einer Art TracePen Bewegungen vorgemacht wird. Über diesen Weg können vorgeführte Verrichtungen direkt nachgemacht bzw. „kopiert“ werden, ohne sie zu programmieren.
Die Bewegung ist Vorbild zum Nachahmen, ist „direktes“ Lernen und kann für maschinelle Handlungen eingesetzt werden (Bild 8)
Produktion von Hand und Arm stammen aus einem 3-D-Drucker.
Verschiedene Anbieter stellen vor, wie weit inzwischen die 3-D-Drucktechnik sich entwickelt hat, auch in Bezug auf zu verarbeitende Materialien als auch Größe der zu „druckende“ Gegenstände.
Auf dem Scannermarkt wird eine Datenerfassung mittels Handscanner mit hoher Auflösung interessant, wie ein optischer Koordinatenmesser mit bis zu 7 Rotbandlasern und einem ergänzenden Blaubandstrahl für statische und dynamische Vorlagen.
An andere Stelle findet sich ein Arm mit Fünffingerhand, deren Mechatronik mit „Haut“ überzogen ist und auf Händedruck reagiert. Wie überhaupt variantenreiche Greifer Konstruktionen angeboten werden, je nach Anforderung im Produktionsprozess und gestellten Aufgaben. Verfeinerungen bei den hochentwickelten Sensoren tragen zur Innovation bei.
In koordinieren Bewegungen der Roboter liegt ein hohes Potenzial des Zusammenspiels von Mechanik, Steuerung und Reaktion durch intelligente Algorithmen und ausgefeilte Sensoren. Diese Fähigkeiten sind es auch, die sich in Industrieautomaten in komplexer Mechatronik finden, sich zu Fertigungsstraßen vereinigen, basierend auf hoch entwickelte Kommunikationstechnik. Besonders leistungsfähig sind für den Bewegungsablauf Sechsachsenroboter.
Eine besondere Spezies bilden etwa seit gut 10 Jahren sog. Cobots. Sie sind so konstruiert bzw. von Algorithmen geleitet, können Arbeitspartner von Menschen sein. Als Mensch-Maschinen-Team sind sie als kollaborativfähige Roboter gebaut und können in einer kooperativen Arbeitswelt Produktionsketten bilden.
Die Abläufe der Arbeit sind sicher, flexibel und interaktiv. Die technische Voraussetzung ist idealer Weise so ausgerichtet, dass ständig wechselnde Produkte mit kurzen Produktionszyklen angepasst werden können. Die Vielfalt der Lösungen steigt damit. Vielfach können die Cobots die menschlichen Arbeitskräfte von anstrengenden und schweren körperlich belastenden Arbeiten befreien. Sie können montieren, beschicken oder kontrollieren und als mobile Roboter „Hand in Hand“ auf „Augenhöhe“ mit Menschen arbeiten. Solche hybriden Produktionsstätten werden Standard. Automatisierte Produktionsmodule und manuelle Tätigkeiten werden vermischt, letztere werden abnehmen. Solche Automaten arbeiten mit Armlängen von 70 bis 130 cm und lassen Nutzlasten von 4 bis 14 kg zu.
Bei der Maschine -Mensch-Arbeit wird die Anforderung gestellt, dass das System zuverlässig, robust, sicher und verlässlich arbeitet.
Die Einführung moderner digitalisierten Arbeitsweisen eröffnen einen gesellschaftlichen Diskurs, wie die Zukunft zu gestalten ist.
                           Mobilstandard
Durch den neuen Mobilfunkstandard 5 G (5. Generation) können im drahtlosen Bereich Daten 100mal schneller übertragen werden als bisher auf LTE-Basis. Er besitzt das Potenzial für eine deutlich höher Anzahl von Endgeräten gleichzeitig anzubinden. Verbunden mit dem gesteigerten Datendurchsatz ist zugleich ein geringerer Datenverlust, als es beim W-LAN-Standard der Fall ist.

Installation, Wartung und Betreiben von 5-G-Drahtlosnetzwerken ist in Teilen noch in der Entwicklungsphase und wird zu einer Schlüsseltechnologie entwickelt.

Mit einer erhöhten Datenrate in Verbindung mit KI wird ein Innovationsschub erwartet. Sensoren, Maschinen, Geräte und IT-Systeme werden im drahtlosen digitalen Austausch leistungsfähiger, d.h. mobiler und flexibler. Maschinenkombinationen arbeiten mit Echtzeitdaten (eine Millisekunde). Automatisierung und eine effizientere Produktionsweise bauen darauf auf. Dazu gehören vernetzte Maschinenparks, mobile Werkzeuge und fahrerlose Transportsysteme. Vor allem die Möglichkeit 100 verschiedene Produkte parallel miteinander zu vernetzen und führt zu neuen Standards beim Einsatz von der Kommunikations- und Informationstechnologie.
Im Zeitalter der BIG-Data mit dem Massendurchsatz paralleler Daten (bis zu 10 Gigabyte pro Sekunde) bei hoher Schnelligkeit und neuer, sensorbestückte Erfassungsgeräten wird Echtzeit die Zukunft bestimmen. Der Flow von KI gilt auch als Schlüsseltechnologie für autonomes Fahren.
Der Mobilstandard 5 G benötigt einen leistungsfähigen Netzwerkausrüster, der die Vorteile voll ausschöpfen kann. In den gängigen Sende- und Empfangseinheiten existieren 4. Das neue System besitzt 64. Die Evolution weist revolutionäre Züge auf. In zahlreichen Städten werden Glasfaserkabel gelegt, um den Datenflow zu steigern.

                        Ausblick             

 Die Messe wird jedes Jahr mit einem Motto geimpft. Dieses hat Signalwirkung und lautet für 2022: „Industrielle Transformation“ und zielt auf das technisch-digitale-künstliche-intelligente-Umfeld. Damit werden wesentliche Aspekte der Innovativen, die die Gesellschaft überrollende Dynamik der technischen Entwicklung, herausgestellt. Innovation braucht Orte für Begegnungen und Vernetzungen, um das Neue vorzustellen und zu verbreiten. Die Messe ist einer davon.

Die Vorgänge im planetarischen Geschehen wachsen zu Problemen für das Leben infolge der Erwärmung der Atmosphäre, der Ozeane und der Landflächen. Der Wettbewerb treibt immer weiter voran. Drängend wird die Frage, wie umgehen mit Lösungen zur notwendigen Dekarbonisierung, CO2-Neutralität, weniger Ressourcenverbrauch, vermehrte erneuerbare Energien, Klimaschutz, Energieeffizienz u.a.
Um den Hintergrund zu greifen, hilft ein Blick auf ein Theoriegebäude, wo verschiedene Sphären abstrahiert sind, wie es etwa in der Geografie der Fall ist. Hier werden Teilaspekte des Lebensraumes unterschieden:
- eine physikalische (anorganische) Welt (Gestein, Klima, Morphologie u.a.),
- eine Biosphäre (organische Welt), Pflanzen und Tiere und
- als dritte eine menschlich gestalte (geistbestimmte) Welt, die Kulturlandschaft in ihrer Mensch-Umwelt-Relation.
Jede dieser Teilwelten hat ihre eigene Gesetzlichkeit und alle drei haben (synergetische) wechselseitige Beeinflussungen.
Pierre Teilhard de Chardin hat in seinem Werk „Die Entstehung des Menschen“ eine Ableitung skizziert, wie aus der Materie der Mensch hervorgegangen sein kann, indem sich die Biosphäre durch Vielfalt verzweigt, verdichtet hat, sich eine „Noosphäre“ mit der in ihr vertretenen Individuation einer Gesellschaft entwickelte. Sie wurde fähig eine wissens-technische-politische Ordnung, Menschen mit Denkfähigkeit zu erschaffen. (Werkzeugnutzung, Bauten, Verkehrswege, heute auch digitale Netze usw.) zu entfalten. Hier sind wir in der Gegenwart angekommen. Noch nicht ganz.
Die Nobelpreisträger Paolo Cruitzen (Chemiker) und Eugen Stroemer (Biologe) sprechen inzwischen (2000) von einem Zeitalter des Anthropozän, das von Menschen bestimmt ist und das dem geologischen Zeitalter des Holozäns nun folgt.
Bildlich gesprochen wurde das Reitpferd vom Dampfross und den motorisierten Pferdestärken abgelöst. Mit der Kraftentfaltung und der damit verbundenen Raumüberwindung, wie den thermodynamischen Prozessen, wuchsen neue Dimensionen, entwickelte sich die Sphäre der Technik mit dem Globus überspannenden Netzen. Sie wird von Kollateralerscheinungen begleitet, die letztlich in so einem Ausmaß angewachsen sind, dass sie die irdischen natürlichen Ressourcen überfordern. In dieser Technosphäre existieren Qualitäten, wo eine reale und virtuelle Welt miteinander verknüpft sich entfalten. Durch sie wird im Wirtschaften, Arbeiten und Handeln die gesamte Gesellschaft aufgemischt und in eine neue Dimension geführt und sich verändernde Lebensformen entstehen können.
Die technisch-industrielle Netzsphären geben die Basis ab, wo der gesellschaftliche „Boden“ verändert, reliefiert wird, wie Wüstendünen vom Wind geformt und an andere Stelle ganz neue Qualitäten wachsen.
Noch einen Schritt weitergedacht, stellt sich die Frage, kann aus der Technosphäre einmal ein „eigenständiges“ Leben, aus der Vielfalt eine neue Qualität hervor gehen, analog der von de Chardin bei der Biosphäre abgeleiteten Idee, wo ähnlich der Anthropogenese, sich eine eigene lebendige Technowelt entwickeln könnte?
Konkret hieße das, es könnte ein „KI-Komplex“ entstehen, der als selbständiges Wesen im Roboter aufsteht, indem in ihm eigene „Vorstellungen“ oder eigene „Vorgehensweise“ aufkommen, eben lernend, sich selbst bewegend, mit eigenem Wesenszug von Bewusstsein. Das heißt, eine Gefühlswelt à la Mensch mit Empfindungen der Sympathie, Durst, Liebe, Lust Traurigkeit oder Freude in mentalen Zuständen zu durchleben, die überraschend aus diesen erwachsen, in sich tragen?
Könnte dies nicht zu einer neuen Lebensform führen, technikbasierte „Technonen“, Partner, die empfindungsfähig und mit Bewusstsein auftreten?
Eine solche Entwicklung ist vielleicht vorstellbar, aber weit von jeder Realität entfernt.
In der gegenwärtigen Technomoderne übernehmen Maschinen Arbeiten von Menschen, helfen bei der Ausführung. Sie können als Serviceleister mit Chatbots Unterhaltungen führen, eine Sprach:KI als Gegenüber ein Dasein haben, wie es inzwischen von den mit menschlicher Stimme redenden System „Alexa“ oder „Siri“ der Fall ist.  Sie treten als Sprache ohne „Verstand“ in Wahrscheinlichkeiten auf.
Skurril ist daher die Vorstellung, dass eine Schweizer Gewerkschaft 2018 einen humanoiden kollaborativen Roboter als nichtmenschliches Mitglied aufgenommen hat.
Humanoide oder tierisch nachgebaut Roboterwesen können vom Menschen als Partner angenommen werden. Dennoch werden künstliche Systeme zunehmend autonomer und intelligenter. Sie sind inzwischen in der Lage unter bestimmten Voraussetzungen ohne menschliches Eingreifen zu agieren.
In der technischen Erweiterung werden menschliche Fähigkeiten z. B. durch Implantate wie Herzschrittmacher oder sensoral angebundene Computer erweitert, Geräte oder virtuelle Welten.
Es entsteht eine neue Dimension mit der dem Menschen angedockten Technik, eine Art Vershaltung des Menschen. Geforscht werden an Möglichkeiten Körper und Gehirn digital mit dem Internet und anderen Netzen zu verbinden. Mit diesem Technologismus werden die Möglichkeiten der individuellen Entfaltung des Menschen neue Horizonte erschlossen-
In der gegenwärtigen automatisierten und autonomen Fertigung mit Hilfe der KI-Verknüpfung fehlen vielfach noch Standardlösungen. Inselinstallationen können nicht die Zukunft sein.
Der rasante Wandel und der technische Fortschritt betreffen die Gesellschaft insgesamt, sich ihm entziehen ist kaum möglich. Der Glaube an technischen und wissenschaftlichen Fortschritt spielt dabei eine Rolle. Immer mehr stellt sich die Frage: Was bringt die digitalisierte Welt den Menschen und ihrer Arbeitsweise, was geschieht im Bereich des Alltags, was wollen wir nutzen und was müssen wir dulden? Wie verändert sich das Miteinander im Leben, wie wandelt sich unsere Lebensweise und unsere Arbeitswelt und nicht zuletzt durch die Folgen für unser Ökosystem. Eine Verteilungsfrage über Zugänge und Verfügbarkeit zu digitalen Techniken tritt hervor?  Die Technologien werfen ethisch Fragen auf.
Global zeigen sich Entwicklungsschwerpunkte, Hotspots der Innovation. In aller Munde ist vor allem das „Silicon Valley. Weitere Hotspots der Entwicklung sind z. B.  Tokyo-Yokohama, Japan, Shenzhen-Hong Kong, China, Republik Korea, Seoul, Osaka-Kobe-Kyoto, Japan, Peking, China, Boston-Cambridge, Massachusetts, USA, Nagoya, Japan, Paris, Frankreich
Veränderungen gab es immer wieder, wie etwa in der Zeit des Aufkommens mechanischer Webstühle. Die Folge waren soziale Unruhen mit „Maschinenstürmern“. Eine andere Art von Strukturwandel zeigte sich in der Abwanderung der Landbevölkerung in die Städte durch die Industrialisierung, die kontinuierlich ablief und heute noch weiter geht.
Ein simples, schon historisches Beispiel, zeigt wie stark technische Innovation sich durchsetzen können und verbreiten. Als vor einigen Jahren bei einem Messebesuch die LED-Leuchtkörper vorgestellt wurden, war nicht zu ahnen, dass sich dieses Produkt so rasch als energiesparendes Leuchtmittel ausbreiteten wird. Dies ist ein eindimensionales Beispiel. Wie viel mehr bedeutend sind die KI-gesteuerten Vorgänge. Mit der Informationstechnik entstehen neue Wirkräume.
In 4.0 wird gefordert, sich anzupassen. Können die Individuen der Gesellschaft mithalten?
Die Anpassung zwingt zum Umlernen, sich zu schulen. Es wird zum lebenslangen Prozess werden, um zu adoptieren. Für die Zukunft ist eine entsprechende Basis und Wissenskompetenz zu generieren.
Zwar handeln Robotermaschinen nach vorgegebenen Algorithmen, die sich selbst auf der Grundlage von Big Data „Einsichten“ erweitern können. Aber hinter den Algorithmen stehen „moralische“ Aspekte, die von Algorithmenarchitekten gesetzt werden, die damit Normen und Sicherheitsstandards u.a. bestimmen. Wie wird sich die Gesellschaft politisch artikulieren und die Regeln der Technik definieren? Geben Techniker und Manager die Regeln oder ist die Aufgabe der Politiker. Letztlich hat der Mensch der Mittelpunkt zu sein und nicht das markttechnische Geschehen.
Der Wunsch des Einzelnen, dass sich in Zukunft alles, immer und überall durch Knopfdruck lösen lässt, bleibt ein unerfüllter „ja, das möchste-Traum“, Maschinendiener mit Knopfdruckverhalten oder mit Spracheingabe jederzeit, um sich zu haben, bleibt Illusion. Das Paradies auf Erden wird die Robot-Cobot-Automatenwelt wohl kaum erschaffen, weder im Bereich der Produktion noch im Dienstleistungsbereich. Auch wenn die automatisierten Produktionssteigerungen durch weniger Arbeitszeit eine Art Zeitwohlstand liefert, wird im gegenwärtigen Gesellschaftmodell Arbeit die Erwerbsarbeit eine Grundlage bleiben.
Technische Innovationen können für Umwelt und Klimafolgen auch eine engtscheidende Rolle spielen. Was zählt ist die Politik und die Art und Weise, wie und wann die Technologie eingesetzt wird und zu fördern ist. Die evolutionäre Entwicklung wirft auch moralische Grundsätze auf und verlangt nach Rechenschaft.
Greta Thunberg hat mit ihrer Bewegung „Fridays für Future“ viel Aufsehen erregt und auf die Umweltgefahr und Verantwortung zu zeigen z.B. mit Vorwurf auf dem Klima-Gipfel in New York 2019 “How dare you!“ („Wie könnt ihr es wagen!“).
Digitalisierung, Netzwerke, stoffliche Entdeckungen und neue Produkte, all die technischen Entwicklungen sind kein Selbstzweck, sondern ein reflektiertes Wollen, um Neues zu bieten und Gewinne zu erzielen.
Mit dem Science-Fiction-Roman „Snow Crash” von Neal Stephanson ist ein neuer Begriff, aufgekommen, der Metavers. Diesen Begriff greift Facebook-Gründer Mark Zuckerberg für seine Vorstellung einer virtuellen Umgebung auf, in der Menschen in digitalen Räumen zusammen sein können. Er wählt für das neue Facebook den Namen „Meta“ und plant eigene „Metaverse“ aufzubauen und will eine weitere Stufe der digitalen Vernetzung erreichen, einen virtuellen Raum mittels VR-Brillen schaffen, ein Metaversum für innersive Erlebnisse im Sprung aus der Fiktion in die Realität.
Ein anderer Entwicklungsstrang zeigt sich im Zusammenführen von mechanischen, pneumatischen und automatischen Entwicklungen, wie z.B. in der Herstellung animatronischer Tiere, d.h. angewandte Animatronik verbunden mit Künstlicher Intelligenz. Sie sind ebenfalls eine Ausprägung einer virtuellen und illusionären Welt, ohne „biologischen“ Wirklichkeitskörper. Die dabei auftretende nicht authentisch zu erfahrende Wirklichkeit wird zu einer Wahrnehmungskategorie eigener Art. Wird ein neuer Puppenmarkt entstehen oder eine Vielfalt von Anwendungen, etwa „elektronische“ Zootiere oder Fantasiewesen eingesetzt werden?
Die Anzahl der Menschen wird sich von 8 Milliarden auf 10 erhöhen, wodurch Ressourcenbedarf und Belastung weiter steigen werden und weitere Herausforderungen kommen.
Die technischen Messen stellen wichtige Meilensteine dar, um zu erkennen, wo die Entwicklung steht und welche Wege sie möglicherweise geht
Der von der dynamischen Entwicklung beeinflusste Klimawandel fragt nicht nach Algorithmen und Automation. Vielmehr hat die Klimaänderung Automatismen, die wir als Gesellschaft zu spüren bekommen. Wir erleben bereits eine Überforderung der existierenden Kreisläufe, die Klimafolgen, die Übernutzungen und Ausbeutung begrenzter Ressourcen.
Die technologische Entwicklung hat das Potenzial für Lösungen zur Verbesserung.
Der Bundespräsident Roman Herzog rief 1997: „durch Deutschland muss ein Ruck gehen“, Solch einen Ruck bedarf es erneut. Dafür ist es höchste Zeit!
© Willi Volka
12. September 2022

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Reset Europa

Reset Europa. Wann, wenn nicht jetzt, kann Kultur dem Kontinent neuen Schwung verleihen? Kulturreport 2020, Vol. 10, ifa/Steidl, 281 S., ISBN 978-3-95829-671-8, Göttingen 2020

Zum Einstieg

Erreicht eine Reihe einen 10. Band, ist das ein Grund, genauer hinzuschauen. Die Frage stellt sich, woran liegt das? Das Institut für Auslandsbeziehungen e.V. (ifa) ist Herausgeber von Bandreihen wie „Kulturreport“ oder „Perspektive Außenkulturpolitik“.

Das ifa, eine Mittlerorganisation verfügt über eine große Bandbreite von Aktivitäten mit Außenwirkungen, wie die Organisation des Deutschen Pavillon auf der Biennale Venedig, Vergabe des Theodor-Wanner-Preises (Gründer des ifa) an Persönlichkeiten, die sich im Dialog der Kulturen für Frieden und Völkerverständigung einsetzen, durch Ausstellungen und Vortragsveranstaltungen und durch Publikationen wie die Zeitschrift Kulturaustausch – Zeitschrift für internationale Perspektiven (71. Jahrgang) und Buchreihen, Förderprogramme u.a.m. Unter diese Aufgaben reiht sich die neue Publikation „Reset Europa“ ein. Die Einrichtung wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart.

Zum Thema

Für einen Report bedarf es Reporterinnen oder Reporter. Sie tragen Namen. Viele davon sind mir geläufig (Alfred Grosser, Herta Müller, Emmanuel Macron, Federica Mogherini, Martin Schulz oder Eva Menesse), andere weniger (Ladislau Dawbor, Pankai Mishra, Heinrich August Winkler, Bogdan Góralczyk, Ilija Trojanow oder Margret Atwood). Insgesamt beteiligen sich 8 Autorinnen und 21 Autoren an dem Report.

Der zweite Begriff Reset stammt der aus dem Bereich digital programmierter Geräte Jeder, der zum Reset greifen muss, weiß, dass da einiges schief liegt, was einen Neustart unausweichlich macht. In der Regel basiert so ein Neuaufbau auf Vorwissen und auf Fakten, die hoffentlich zuvor gesichert werden konnten.

Dem Vorwort von Sebastian Körber, Leiter der Abteilung Medien des ifa, folgen im Kulturreport 3 Kapitel:

1: Demokratien in der Defensive – Der Vertrauensverlust der etablierten politischen Kultur

2: Reset Europa – Die Krise als Chance und

3: Die Fragmentierung der Öffentlichkeit – Der Kampf um die Deutungshoheit.

Es geht um nichts Geringeres als Europa, als kulturpolitischen Raum in dem, mit dem wir leben, der unser Leben bestimmt und einen Rahmen gibt. In der Unruhe, der dynamischen Technikentwicklung und dem Entstehen großer politischer Blöcke bedarf es eines Resets für Europa, um es weiter zu entwickeln.

Im weitesten Sinne befassen sich alle Beiträge mit der Frage der Widersprüche in Europa und, welche Perspektiven vorhanden sind und was zu tun ist? Die rund 30 Beiträge sind nicht einfach zusammen zu fassen, zumal die Themen mannigfaltig und schwer überschaubar sind.

Sie handeln vom globalen Durcheinander bei Identitäten, beim Wandel, Verstehen, Verschwörungen oder Pressefreiheit. Um mich den Inhalten zu nähern, wähle ich aus jedem Kapitell einen Beitrag aus, der mich neugierig werden ließ, auf den ich näher eingehe:

1.      „Polarisierung, Identität und wie alles schief ging“ von Bernd Reiter,

2.      „Was uns verbindet“ von Heinrich August Winkler und

3.      „Die digitale Illusion“ von Jaron Lanier.

Zur Struktur der Beiträge

Blättert man im Buch, fällt der Blick zuerst auf eine ein -oder zweiseitige farbige Bildstrecke mit „resetbedürftigen“ Wohnhäusern und Landschaftsteilen mit Menschen, die sich zur ihrer Lebenssituation äußern. Eher düstere und abschreckende Bilder. Den meisten fehlt der Sonnenschein.

 Verlockender sind die farbigen Porträts der Autorinnen und Autoren, die zu jedem Beitrag gehören. Sie sind aussagekräftig ausgewählt, zeigen die Personen vor einem typischen Hintergrund, in einer Pose oder bestimmten Situation. Auch das Alter ist ablesbar. Die Porträtfotos tragen an der Oberseite einen schwarzen Balken, der meist das Gesicht ein wenig anschneidet. Wird man sich dessen bewusst, stellt sich die Frage: Welche Bedeutung hat der Balken? Nicht ganz einfach ist, eine Antwort zu finden. Vielleicht wird damit angedeutet, dass die Thematik im Dunkeln liegt, in und durch „Köpfe“ erhellt werden muss.

Über dem jeweiligen Foto stehen in einer viele Punkte größeren Schrift hervorgehobene Leitsätze, die dem Thema des Beitrages Richtung geben. Darunter steht auch der Verfassername. Bild, Namen, wie Thema stellen damit eine erkennbare Einheit dar. 

Will man mehr über Autorin oder Autor wissen, so findet sich am Ende des Beitrages ein Hinweis auf Funktion, Beruf und Veröffentlichungen.

Zu erwähnen ist auch, dass zwischen dem Fließtext immer wieder einzelne markante „Stolpersätze“ herausgehoben sind, die auch für sich stehend wichtige Inhalte transportieren. Durch eine Gliederung mit Überschriften ist das optische Bild der Texte für das Lesen und fürs Auge angenehm. Der Umfang der einzelnen Beiträge schwankt zwischen 3 und 24 Seiten. Der zweispaltige Gesamttext aufgrund der gewählten Schriftgröße wirkt etwas gedrängt.

1 Zum ausgewählten Beitrag (aus Kapitel 1)

Die 9 Beiträge aus dem 1. Kapitel werden mit folgenden Begriffen gewichtet: Nationalismus, Desinformation, Rechtsstaatlichkeit, Medien- und Meinungsfreiheit, Freiheit der Wissenschaft, die Frage nach demokratischen Werten, zu Skepsis, Fake News und Polarisierung. Was ist die europäische Idee, was verbindet? Eine umfassende Begriffssammlung wird aufgefächert.

Bernd Reiter weist mit seinem Beitrag „Polarisierung, Identität und wie alles schiefging“ auf Auseinandersetzungen von Weltanschauungsgemeinschaften hin, die sich polarisierend aneinander reiben und bezieht sich auf zwei Autoren und deren Veröffentlichungen: Francis Fukuyama „Identität: Wie der Verlust der Würde unserer Demokratie gefährdet“ (der auch in diesem Band einen Beitrag “Kampf um die liberale Demokratie“ beisteuert) und Kwame Anthony Appiah „Identitäten. Die Fiktion der Zugehörigkeit“.

Sein Denkansatz führt in die Vergangenheit. Seine These lautet, die Zeit der Kolonisierung durch die „Weißen“, wirkt bis heute in der Gesinnung nach. Die letzten Kolonien wurden im letzten Jahrtausend, um 1990 frei gegeben (z.B. Hongkong oder Macao). Das koloniale Erbe neigt dazu, Denken und Handeln, in Abhängigkeit zu halten. Unterdrückung und Ausbeutung, prägt bis heute die Gesellschaft durch standardisierte Begriffe. Dazu gehören Rasse und Nation, haftende Etiketten von ethnischer Zugehörigkeit und in Klassen Polarisiertee, wie im letzten Jahrhundert in Völkerschauen z.B. im Zirkus Sarrasani als er mit Menschen anderer Kulturen als „Zooobjekte“ wurden, durch die Lande zog.

Heute zeigt der Entwicklungstrend der Weltbevölkerung, dass die „Weißen“, global betrachtet, zu einer „Minderheit“ werden. Der Aufstieg der „Anderen“ hat längst begonnen, indem sie selbst nach Reichtum, Eigentum, Alphabetisierung und soziales Ansehen trachten. Die Ungleichheit sozialer, kultureller und wirtschaftliche Hierarchien verschieben sich.

Die Muster der Vergangenheit stecken zum Teil noch im europäischen und amerikanischen Denken. Die Mitschuld am Nichtfortschritt der „Anderen“, als eine Folge der über Jahrhunderte geübten Kolonialpraxis anzusehen, ist wenig bewusst.

Einem Teil der Gegenwartsgesellschaft fällt es schwer, dies zu akzeptieren und flüchtet sich in eine Abwehrhaltung (bis hin zu Gewalttaten) und zu Vorstellung in nationalistische Vorstellungsidentifikationen. Reiter sieht die Notwendigkeit, sich der eurozentrischen Sicht stärker bewusst zu werden und sich von rassistischen Vorstellungen zu befreien, bereit zu sein in der Weltgemeinschaft Verantwortung zu übernehmen. Die Hinterlassenschaft der Vergangenheit, die Vorstellung von der „guten alten Zeit“, sind aufzugeben. Er setzt auf Vernunft und Rationalität und sieht zugleich die Notwendigkeit, dass Naivität und Arroganz, die Irrationalität, von der Vernunft Irrationalität besiegt wird.

Erfahren wir nicht durch unseren „unverdient“ angesammelten Reichtum, dem Frieden, den die EU gebracht hat, den Fortschritt und die Sicherheit, eine zeitnahe magische Anziehungskraft auf Millionen Menschen. Anteil an diesen Privilegien zu haben Arbeit, Lohn und Menschenrechte ist ihr Streben.

Reiter ist wichtig, über Bildung und Kultur den Menschen den Zusammenhang von Kolonialherrschaft und Reichtum ins Bewusstsein zu bringen. Daraus sei abzuleiten, dass auch von der Nachfolgegesellschaft Verantwortung zu übernehmen ist. Seiner Ansicht nach kann das nicht über gewählte Beamte oder die politischen Eliten. Dafür ist ein direkteres und stärker partizipatorisches System zu finden, das die Verschiebung, der aus der Vergangenheit herrührenden Privilegien akzeptiert. Denn das europäische „Universum“ muss sich in Zukunft mehr zu einem „Pluriversum“ entwickeln und sich darauf konzentrieren, was im Jetzt ansteht, zugleich aber die historischen Wurzeln nicht verdrängen.

2 Zum ausgewählten Beitrag (aus Kapitel 2)

In diesem Reset-Kapitel 2 mit 8 Beiträgen geht es in erster Linie um Orientierung und neue Perspektiven für die Demokratiekrise, den Klima- und Strukturwandel, den gesellschaftlichen Hass. Es geht um Menschenrechte, Multilateralismus, Meinungs- und Pressefreiheit, Toleranz, Weltoffenheit und -Vernetzung.

Heinrich August Winkler stellt in „Was uns verbindet“ den Aspekt von Revolutionen besonders heraus. Als Historiker geht es ihm ähnlich, wie in dem zuvor ausgewählten Beitrag von Reiter, um Vergangenheitsereignisse, die bis in unsere Tage hineinwirken: die amerikanische (1776) und die französische (1789) Revolution, die die Idee von Freiheit und Gleichheit hervorbrachten. Sie wuchsen die Verstöße gegen die damaligen geltenden Werte. Dieser Aufbruch löste einen andauernden Lernprozess aus. Es ging ums Annehmen oder Ablehnen und gehört bis heute zu den fundamentalen Werten des Westens.

Die Freiheitsbewegung von 1989 z. B. verlief in Deutschland friedlich. Andere Vereinbarungen, wie etwa die Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948, die Kopenhagener Beitrittserklärung von 1993 und der Vertrag von Lissabon von 2009 zeigen, dass der Prozess um die Gestaltung von Freiheit und Gleichheit als Grundlage der Staaten noch längst nicht abgeschlossen ist, obwohl diese Rechte als universaler Normanspruch gelten sollten.

Einen besonderen Grundgesetzauftrag hebt Winkler für Deutschland hervor. Aufbauend auf die Erfahrung von 1933 wurde ein Asylrecht ins Grundgesetz aufgenommen, das politisch Verfolgten Asyl, ihnen ein individuelles Grundrecht gewährt. Die übrigen Staaten Europas kennen nur ein vom Staat gewährtes Recht. Zwischen der Aufnahme von Asylsuchenden und der Akzeptanz der Bevölkerung besteht ein Spannungsfeld, zwischen Gesinnungsethischem und Verantwortungsethischem (Max Weber). Die Folgen des Handelns müssen gesehen werden.

Generell besteht die Aufgabe, die Gemeinsamkeiten der historischen Werte, die internationalen und universalen Charakter tragen, diese selbst vorzuleben. Sie mit „Leuchtkraft“ auszustatten. Sie müssen auch einklagbar sein.

3 Zum ausgewählten Beitrag (aus Kapitel 3)

Die Leitbegriffe für 11 Beiträge lauten: Fragmentierung der Öffentlichkeit, Deutungshoheit, Fake News, Filterblasen, künstliche Intelligenz, Wählermanipulation, Medienzeitalter. Was ist Wahrheit? Wo Vertrauen, Transparenz und Faktenbasis?

Der Beitrag „Die digitale Illusion“ von Jaron Lanier vertieft den Begriff der virtuellen Realität, der von diesem Informatiker stammt. Und stell zunächst die positiven Seiten heraus: Spaß und Alltagserleichterung, um sich dann dem Dahinter, dem Charakter von Algorithmen zuzuwenden, denen man durch die Vorgabe der Konzerne ausgesetzt und ausgeliefert wird. Und dies geschieht unter der Absurdität einer Überwachungsökonomie.

Realistisch betrachtet, gibt es eben auch die negativen Seiten in der digitalen Welt. So wird ein Konstrukt wie Facebook oder Google in ihrer Machtfülle zu Konzernen „personalisiert“ sind. Die Muster sozialer Einlassungen werden dort zentral gesteuert. Ihre „Ideen“ sind im Computerprogramm „versteckt“, mit denen wir dann automatisch unser Leben führen. Die nicht zugänglichen Algorithmen, ihr Code steuert über den Datenschutz hinweg, indem sie persönliche Daten sammeln und für eigen Zwecke nutzen. In dieser algorithmischen Konzentration üben sie Macht aus, wie wir es in der Musikscene oder der Finanzbranche erleben können. Reichtum sammelt sich in den Händen weniger Personen. Die angewandten Algorithmen zwingen nach und nach der Gesellschaft auch Risken auf. Es heißt für sie zu akzeptieren, obwohl sie wenigen Profit einbringen. Man bildet mit vielen ein folgsames Rudel.

Das Codieren ist an Konzerne „outgesourct“. Es fehlt ein klärender Kanal in der Kodierung zwischen Denken und gesellschaftlicher Realität. Zugleich sichert „Big Data“ die algorithmische Konzentration.

Eine Automatisierung, die auf der Basis von „Big Data“ aufgebaut, verabreichen eine maschinenzentriete Zukunft. Nicht einfach ist es, sich davon zu lösen und die Kontrolle über die Codes zu gewinnen. Es gilt, Dinge aus der prä-digitalen und digitalen Zeit zu vermengen. Denn im globalen Geschehen zeigen sich Abgründe: Gefahren des Klimawandels, Bevölkerungswachstum, Migration, die Unfähigkeit die Neige der billigen fossilen Brennstoffe einzusehen, sozial betrachtet die Konzentration von Reichtum, den gewaltsamen Extremismus abzumildern. Wir als mitverantwortliche nutze stehen mittendrin. Im digitalen Aufstieg lösen die digitalen Errungenschaften einen Optimismus aus, der eine Rudelbildung befördert.

Gadgets, leistungsfähige Kleingeräte begleiten die Mitglieder der Gesellschaft und formen sie, indem sie ständig auf das Angebot im Netz zurückgreifen. Zugriff, der ständig im Fluss hält, schwimmt im Angebot des Netzes, ist im Rudelverhalten verlockend.

Lanier setzt für sich dagegen das Schreiben von Büchern. Ein gedruckter Text steht außerhalb des Internets, kann Perspektiven und Synthesen bleibend aufzeigen Sie können nicht, die nicht so leicht wie ein Bildschirm gelöscht werden, sondern beanspruchen „gedehnte Zeit“. Letztlich gilt es Raum für Alternativen zu erarbeiten und zu öffnen. Denn das bestehende Muster ist nicht das einzig mögliche. Es heißt, zwischen Algorithmen und Konzernen zu unterscheiden. Menschen sind mehr als Algorithmen der Konzerne. Humanitätsfaktoren, wie Familie und Freundschaft. Sie behalten ihren Wert sind staunenswert, interessant, glorreich und berauschend. Technologien sollten Facetten davon dies in sich tragen, obwohl menschliches Verhalten sich nicht in Algorithmen einfangen lässt. Aber gemeinsame Absprachen dazu müssen möglich werden.

Fazit

Die Kenner ihrer Materie legen zahlreiche Probleme des geschichtlich kulturellen Seins Europas offen, die uns angehen müssen. Das Geschehen ist zu verstehen. Es gilt Verständnis zu wecken, die Probleme aufzuzeigen und daraus zukunftsgerichtete Handlungen abzuleiten.

Wie die 3 gewählten Beispiele deutlich machen, leitet sich jeder Beitrag aus ganz unterschiedlichen Erfahrungen ab. Damit überraschen sie und öffnen dem Denken vielseitige Spielräume. Ohne alle Beiträge schon gelesen zu haben, darf man noch weit mehr Gesichtspunkte erwarten, geradezu Empfehlungen, wie sie bereits z. T. in den Titeln zum Ausdruck kommen, wie etwa „Europa endlich verstehbar machen“ (Martin Schulz).

Ohne Zweifel sind die Texte anspruchsvoll. Ich gestehe, dass ich meine Auswahl wiederholt lesen musste, um die Inhalte aufzunehmen, um über die Schlagworte und die Leitsätze hinaus zu kommen. Dazu ist ein gedruckter Text auch gut. Das ist eine Herausforderung.

Das Ganze liest sich nicht fortlaufend wie ein Roman, sondern stellt ein Steinbruch dar, aus dem man sich das eine oder andere herausschlagen kann, was man selbst im Kopf bearbeiten muss, um Perspektiven zu entwickeln. Dies erfordert Interesse und Offenheit.

Nehme ich mir meine 3 Beiträge vor: So ist die Erinnerung an die Kolonialzeit wichtig, auch wenn jetzt die Rückführung von geraubter Kunst akut wir, oder der Revolutionsgeist aufgefächert bei der Asylpolitik hervortritt. Hervortreten die virtuellen Realitäten, die die heute die Kommunikation beherrschen. Interne und globale Vernetzung ermöglichen bisher kaum vorstellbare Verknüpfungen und Einflussnahmen. Realitäten, die man nicht ohne Weiteres übersieht, zu erkennen, sich der Entrechtlichungen bewusst zu werden, dagegen anzugehen.

Die Welt ist im Aufbruch. Die Chance besteht, die Richtung der Entwicklung zu gestalten. Der Aufruf: „Reset Europa“ muss gehört werden. Bürger hört die Signale. Wir müssen alle daran arbeiten, wenn wir in Europa am Leben halten und weiter entwickeln wolle. Es gilt

Es gilt auf Europamüdigkeit und Ratlosigkeit zu reagieren. Wir sind Teil der Geschichte.

Ich bekenne dankbar, auf diesen Report gestoßen worden zu sein.