Osnabrück Impressionen
(siehe auch Text unter Monatsretros "Osnabrücker Jubiläen")
Putins Rossiya
Du befiehlst -
mein Rossiya mein komme
mein Wille geschehe.
Dein Reich der Unterjochten
das Reich des absoluten Gehorsams
wer nicht willig
den erdrückt Gewalt.
Rossiya mein ist Pomp
am langen weißovalen Tisch
in Gold geschmückten Hallen
mit verneigenden Statisten.
Russisch Brot ist nicht süß
ist Angst um Macht
Andersdenkende zu beißen
zu eliminieren.
Im Rossiya mein
in Einsamkeit verfangen
verdammt zum Erfolg
in mein Wille geschehe.
Wie brüchig
dein Rossiya in Verblendung
wenn Kraft und
Macht weichen.
Im Misserfolg
Vergänglichkeit
Blutspur färbt rot
das memento mori.
Das Rossiya mein
ist Angst vor Vergeblichkeit
Tand Tand mein Rossiyaland
© Willi Volka
Scheidewege
Scheideweg 1
Wladimir
Put-in
Blutzoll qua Wahn
Wolodymyr
zollt Blut
der Heimat
All you need is love.
Scheideweg 2
Put-in-Volk
gedeckelt von Propaganda
wie lange schon
stehen im Fakesturmregen
schutzschirmlos?
All you need is love.
Scheideweg 3
Unter Kyrills Segen
Blindgänger zentnerschwer
Bombe lastet auf der Menschlichkeit
tickt wider Barmherzigkeit
All you need is love, love.
Scheideweg 4
Wie lange hält
virtueller Wahn
real im Drohnen-
Raketenregen
im Wiederholungsstreben?
All you need is love.
Scheideweg 5
Ist nicht genug
wenn die Erde bebt
Vulkane Feuer
und Asche speien
Stürme fegen und
Fluten steigen.
All you need is love?
Scheideweg 6
Put-in hängt
im Wahnsinnwahn
starr verklebte Generation
will mit mehr
Mannen und Waffen
die Wende schaffen?
SOS
All you need is love.
Scheideweg 7
Kommt Einsicht
begleitet von Tod und Zerstörung?
0h, Menschheit
setz auf Menschlichkeit
stoppt den Wahnsinnswahn
gemeinsam!
Love is all you need.
© Willi Volka
Aus gegebenem Anlass
Gedenken - 24. Februar der 2.
Wladi Put
„mir“ in
sein Nein
Nein
„Njet
Mir“
zum Frieden.
Wie hirnrissig
Put in‘s
„Militärische Spezialoperation“?
Wlad-Ivan
der Schreckliche
das Volk scharenweise dabei?
Kennst du das Land
wo Krieger Tote säen
ihre Leichname
in hölzernen Kreuzmemorials
nach Hause ziehn?
Blind sein
dass Menschen
ihre Heimat lieben
mit Seele
Herzen Schmerzen
sie verteidigen
nie zu kreuze kriechen werden?
Wlad-Ivan
oh Schrecklicher
wann holt
der Mordgeist
dich Kriegstreiber heim
damit „Mir“
wieder wird sein?
© Willi Volka
Remembrance -
A second 24th February *)
Vladi Put
“mir“ in
his No
No
“Nyet
Mir“
for Peace.
Which hairbrained summit
“Put in”
Special Military Operation?
Vlad-Ivan
the Terrible
the crowd in droves with him?
Do you know the country
where warrior titans of death
come back as battlefield bodies
in wooden-cross memorials?
Blind
to the truth
men love their hometowns
and defend with
soul and heartache
and never give up?
Vlad-Ivan
oh Terrible
when will the ghost of murder
haul the warmonger home
“Mir“ rise up again?
')"Many thanks to Heather Stacey, Edinburgh, for her support with the translation."
„60 Jahre Deutsch-Französische Zusammenarbeit“ zum 22. Januar 2023
Die Grubenlampe
Ein Trauma von Generationen wetterleuchtete in ihrem Licht, flackerte versöhnlich in die Gegenwart. Was aus der Grubenlampe geworden ist?
Es war ein etwas unterkühlter Abend im Zentralmassiv Frankreichs. Getarnt unter dem Grün von Wäldern und Wiesen lag mit seinem kantigen Kragen der Cantal, eine Vulkanruine von siebzig Kilometer Durchmesser, die der Auvergne wie ein Hut neben anderen, mit 2000 m Höhe aufliegt. Spröde bieten tief eingeschnittene Täler, mit ihrer grünen Einsamkeit, einen Rückzug für Tier und Verfolgte. Bis heute prägt das abseits von der Hektik großer Städte, vom mondänen Treiben der Mittelmeerküste, diesen Raum. Dort hat sich Naturlandschaft erhalten. Die Region birgt Bodenschätze: Gold, Blei, Zinn, Wolfram, Uran. Die Erdgeschichte kündet vom Wandel der Zeiten, dem Feuer der Urzeit.
Unser Exkursionsprofil schnitt „le Désert", „die Wüste", wie die Franzosen diese abgelegenen, wirtschaftsschwachen und wenig besiedelten Räume bezeichnen. Der Landwein schmeckte an diesem kühlen Abend herb, wie die Landschaft, ohne die Vollmundigkeit eines Bordeaux oder eines Côtes du Rhône.
Wir saßen fröstelnd ums wärmende Feuer und redeten über Ereignisse des Tages und was vor uns liegt. Aus der herab gesunkenen Nacht lösten sich überraschend zwei Gestalten. Stoppeligen Gesichter leuchteten im Widerschein unseres Lagerfeuers gespenstig au, ältere schwerfällig und leicht gebeugte Männer in bäuerlicher Kleidung. Sie beäugten die Szene mit wachen Sinnen, verstrickten uns in Gespräche, soweit es mit den so anders klingenden Sprachen gelang. Woher wir kommen, wer wir seien, was wir hier täten, warum gerade hier?
Mitten im zögerlichen Plaudern fasste die Hand des einen hageren Mannes in seine abgewetzte Jackentasche, zog etwas metallisch Glitzerndes hervor. Der zweite Mann entzündete ein Streichholz. Eine kleine Flamme flackerte auf, ein im Lampengehäuse geborgenes Licht. Aus der Tiefe des Bewusstseins stiegen Erinnerungen. Die Männer von ihrer Vergangenheit, ihrer ehemaligen Zugehörigkeit zur Résistance erzäh¬lten, von der Zeit wie sie als kämpfende Patrioten gegen den Erzfeind, die "Boches“, wie sie uns Deutsche nannten, gestanden hatten. Das wäre zum Glück lange vorbei. Die Gläser füllten sich neu mit Rotwein. Die Zungen lösten sich: "A votre santé! Prost! Amitiés! Auf die deutsch-französische Freundschaft! Das Licht der Freundschaft soll fortan über unsere beiden Völker leuchten."
Im Januar 1963 hatten de Gaulle und Adenauer einen Freundschaftsvertrag unterzeichnet und später mit einem berühmt gewordenen Männerkuss besiegelt, eine Geste, die die Herzen der Menschen erreichte und jetzt ein Jahr später, in einem abgelegenen Winkel Frankreichs, flackernd aufzüngelte. Eine große Anzahl von Konsultationen haben seitdem zwischen den Regierungschefs Frankreichs und Deutschlands stattgefunden. Die jüngste fällt auf den 22. Januar 2023 mit dem 60. Jahrestag des Vertrages zusammen. Der Bundeskanzler wird mit dem ganzen Kabinett nach Paris reisen.
Die Konsultationen tragen zum europäischen Zusammenhalt bei. Unzählige Menschen queren jährlich die Grenzen, friedlich, als Touristen, als Geschäftsleute, als Unternehmer oder als Wissenschaftler, Vorurteile werden überwunden und abgelegt. Wir reisen heute in der EU ohne lästige Visa, ohne Pass- und Gepäckkontrollen über die Ländergrenzen mit Hoffnung auf Zukunft.
Das Leben führte auf verschlungene Pfade. Drei Jahrzehnte später traf sich eine Arbeitsgruppe der Akademie für Raumforschung und Landesplanung mich im wirtschaftlichen und kulturellen Machtzentrum Frankreichs, in Paris, mit Fachkollegen in "La Closerie des Lilas," in der "Schenke zum Flieder." Dieses Restaurant gibt es seit 1847. Als Literaten- und Modekaffee hat das Lokal eine lange Geschichte. Ganze Literaturgenerationen weist die Chronik aus, zahllos sind die Berichte über Künstler, wie Verlaine, Apollinaire, Toulouse-Lautrec, Picasso, Hemingway oder Erinnerungen, wie etwa die über Francoise Sagan, die dort dem erblindeten Sartre das Fleisch auf seinem Teller geschnitten und ihn gefüttert habe. Heute knüpft der Ruf zwar an die kulturelle Vergangenheit an, doch weit mehr zählt gegenwärtig die vorzügliche Küche und die Nostalgie der Parisreisenden. An diesem Abend füllt ein Pianist das Brausen des Montparnasse und das Stimmengewirr in den Räumen und Nischen mit Melodien.
Wir waren in der „Fliederschenke“ verabredet, standen wartend bei einem Aperitif herum. Der Gastgeber verspätete sich. Wie er endlich erschien, entschuldigte er sich bewegt. Sein Gast zu Hause, ein Geistlicher, der gewöhnlich in der "Désert" Frankreichs zurückgezogen lebte, der einst nach dem Prinzip Salomons: "Du darfst dem Knaben die Zucht nicht ersparen, schlägst du ihn mit der Rute, so verdirbt er nicht", gehandelt hatte, der einstmals ein strenger, 79-jähriger, aber dennoch hoch geschätzter Lehrer unseres Gastgebers war und den er seit vielen Jahren aus alter Verbundenheit jährlich zu sich nach Paris einlud, hatte ihn urplötzlich aufgehalten.
Wie er dabei war, sich bei seinem Gast für diesen Abend zu entschuldigen, dass er mit deutschen Freunden verabredet sei, bekam sein Gast große Augen, versteinerte und fragte: „Ob das sein müsse?“ Wie die Antwort unumstößlich "ja" hieß, führte dies zu ungläubigem Kopfschütteln. Dann brach es aus dem Alten heraus: Sein Vater sei im 1. Weltkrieg im Kampf gegen Deutschland gefallen. Ihm sei damals, dem Fünfjährigen, der Hass auf alles Deutsche ins Bewusstsein eingeimpft worden und, sei es im Klagen der Mutter, im schmerzlich empfundenen Fehlen eines Vaters, wenn andere Kinder von dem ihrigen erzählten. Dieser verursachte Schicksalsschlag habe in ihm stets weitergelebt. Diese Koordinate des Hasses habe ihn dann später der Résistance zugeführt.
Urplötzlich lag offen, was bis soeben tief vergraben, durchs Leben geschleppt wurde und den Gastgeber überrumpelte. Da rollten Tränen und der alte Kämpfer hielt unvermittelt inne, richtete sich auf, holte Luft, wischte sie weg und sagte: "Ja, ja, gehe zu deinen deutschen Freunden." Worte, die aus dem aufgewühlten Innern plötzlich ausbrachen.
Unwillkürlich fühlte ich mich bei dieser Entschuldigung nach Jahrzehnten an die Begebenheit mit der Grubenlampe erinnert. Ihr Leuchten sehe ich wieder vor mir, empfinde die Geste und den Gesinnungswandel, der sich in ihrem Schein ausdrückte, neu. Im Restaurant flackerten die Kerzen, als wir uns setzten. Licht, Tränen und Trost bauen auf eine bessere Zukunft. Was lebt nicht alles "unter Hirn", ein "Glückauf" den Völkern. Heraus aus dem Dunkel der Stollenvergangenheit. Erkennen wir demütig die Vergangenheit, um die Zukunft versöhnlich zu gestalten. Eine Verbundenheit, die bei auftretenden Meinungsunterschieden bis heute gehalten hat. Das gemeinsame Europa bleibt im Blick und heißt Zukunft.
© Willi Volka
Vom Saulus zum Paulus?
Putin erhebt sich vom Schreibtisch, tritt auf mich zu, lächelt, gibt mir die Hand, umarmt mich. “Nein, nicht, nicht“, wehre ich mich.
„Warum“, fragt er, „der Krieg ist aus. Meine Truppen verlassen die Ukraine, einschließlich der Krim. Dem Land ist es unbenommen, sich für einen eigenen Weg zu entscheiden.“
Öffne ich die Augen, verblassen Träume. Nur manchmal bleibt ein Phantom der Erinnerung …
Auch das noch
Iranisches Pseudotribunal
N ahid*)
A m Pranger
H at bärtige Männer
I n Rage versetzt
D enn sie führt Krieg gegen Gott.
T odesstrafe für Gefangene
A us dem Gefängnis
G ottgleiche alte Männer
H alten anmaßende richterliche Gewalt
A uf verängstige Weise gegen
V erderbtheit auf Erden
I n kalten Augen stiert starres Gottesurteil.
© Willi Volka
*) Nahid Taghavi sitzt seit 16.10.2020 im berüchtigten (bekannt für Massenhinrichtungen) Ewin-Gefängnis (ZEIT, Nr. 48). Vorwurf: Mitglied in einer „illegalen Gruppe“ zu sein und Propaganda gegen die Regierung gemacht zu haben, ohne Beweise. War bei Amnesty International in den 70er Jahren in Italien, war für iranische politische Gefangene zuständig und setzte sich für Frauenechte ein. Sie besitzt deutsche und iranische Staatsangehörigkeit.
PUTIN-(Advent)-Art
P otzBlitz Donner
U vollendetes Grollen Ohren verschmalzt
T ransaktionssplan Infrastrukturen zerschmettert
I nfernale Kaltzeit als Geisel servieren
N iederträchtiges Autokratenhirn entrümpelt Raketen.
© Willi Volka
Ohne Ende? 250 Tage Krieg
Einer neu gewählten Regierung
gibt man 100 Tage
bevor ein Urteil fällt.
Von einem selbst ernannten Aggressor
weiß man schon nach der ersten Stunde
was vom Einmarsch zu halten ist.
Eine zentralisierte autoritäre
antidemokratische und antiliberale Gewalt
im Vernichtungskrieg.
Tod und Zerstörung sät
das eigene Volk missbraucht sie
trägt Menschenfeindlichkeit in sich.
Des Führers Sakko wird weiter
die Lippen schmaler die Falten mehr
die Haare grauer und weniger.
Im grausamen Vernichten
ihm keine Haare zu Berge stehen
sind platt geklebt.
Isoliert am Langoval sich festhalten
mit Sicherheitsdistanz dem Gegenüber
am weißen Tabula rasa Unschuld demonstrierend.
Wie anders der runde Tisch
im Kabinett einer Demokratie
vielstimmig besetzt.
Steigt Gewalt über Nacht und Tag über Trümmer
schweben übers Hochbett aus Toten Albträume
wachsen dunkle Augenringe.
Wie viele Menschen will sie noch opfern
Wärme Schutz und Sicherheit rauben?
Wann und wie stirbt der Vernichtungskrieg?
Ist an der Zeit nach 250 Tagen!
© Willi Volka
Aus gegebenem Anlass vom 24. Februar
zum 24. Oktober 2022
Putin Quo vadis?
Bald kommt Herbst -
o nachträumender Überfallkrieger
der Traum schnell zerstob
ein halbes Jahr ist`s her!
Quo vadis
O gekränkter Raubgeselle
du glaubst als zerstörender Besatzer
Land und Menschen zu gewinnen
vor der Gewalt viele geflohen sind.
Quo vadis
Hast du sie gezählet
die Verluste die Heimatlosen
unterm Verschluss von Ohr und Aug
kaum gehörtes Leid noch gesehene Tränen.
Quo vadis
O rostende Putinstahlwand
wie hältst du Stand
bei so viel Flucht- und Freiheitsdrang
die kein Autokrat besiegen kann.
Quo vadis
Mit zerstörten Häusern Wüstung
neu bepflanzten Gräbern zu leben
unter Wuthass sprühenden Augen
kampfmüde Soldaten zählen.
Quo vadis
Verschossenes Volksvermögen
wo Untertanen fernständig
rostfreie Armaturen sich ordern würden
statt sich ducken zu müssen.
Quo vadis
Keine Macht auf Erden währet ewig
Zukunft nach Sonnenuntergang im Dunkel
ein halbes Jahr ist`s her
bald kommt der Herbst!
Quo vadis
© Willi Volka
Code 24022022
Nach dem Überfall
auf die Ukraine
zählen die Tage.
Nach 100 Tagen
sterben und leiden
kleben Wochen daran.
Wie bald liegen
Monatsstrecken
auf Gräbern und Ruinen.
Mythos Kiew Rus
verstrickt im Putinismus
im imperialen Wahn.
Imperiumssehnsucht
zwischen Europa und Asien
nostalgischer Gewaltpatriotismus.
Putin lässt Städte würgen
spritzt Propagandagift
nach dem Häuten das gleiche Tier.
Was wenn die Gefallenen
zum Alptraum aufstehen
gestohlenes Leben einfordern?
Können die Augen
vor dem Tod und Zerstörung
fliehen?
Verstrickt im Zwiespalt
des Wahns
vom alten Neureich?
Öl und Gas
Erblasten
Zukunft im Rauchschwarz.
Wie können Geist und Tat
aus todbringendem Raketenpanzern
sich zum Frieden kehren?
© Willi Volka
Vor 80 Jahre
Feldpostbriefe vom Sonntag, den 14. Juni 1942
Mein lieber Spatz !
Vom Sonntag nichts zu verspüren, drückendes Wetter, heute Nacht hat‘s geregnet und seit ein paar Tagen wenig Schlaf. Wir haben die russischen Winterstellungen durchbrochen und rollen zügig vorwärts. Bereits zweihundert Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt. Wenn der russische Widerstand so bleibt, wie er jetzt ist können wir sehr zufrieden sein. Unsere Panzer rennen alles über den Haufen.
Zurzeit hausen wir wie die Zigeuner. Waschen kommt nur alle paar Tage in Frage. Aber wir alle sind froh, dass es vorwärts geht.
Ich liege im Zelt und habe den Hörer auf den Ohren. Ab und zu schießen unsere Spritzen. Im großem und ganzen ist es ruhig. Unsere Panzer schwirren vorne rum und schaffen Luft und Ordnung. Nachher kommt der Kamerad an die Reihe, dann hole ich den Nachtschlaf nach. Wenn es halt hell wird - das ist so um zwei Uhr früh, sind wir auf den Beinen. Meistens wird die Nacht gefahren, da pennst du im Sitzen auf dem Fernsprechwagen.
Für heute Schluss. die Briefe werden jetzt wohl etwas länger brauchen. Mach Dir deshalb keine Gedanken. Alles in Butter!
Alles Herzliche meinen beiden Liebsten,
Euer Seppl.
NS. In Russland gibt es sogar Heckenröschen.
Liebe Mutter, lieber Vater !
Zurzeit sind wir wieder auf dem Vormarsch. Das geht Tag und Nacht. Bereits sind wir zweihundert Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt. Vor uns ziehen unsere Panzer. Der Widerstand ist nicht so stark wie beim letzten Kessel, wo den Russen drei beste Angriffsarmeen vernichtet worden sind. Wir sind herzlich froh, dass es vorwärts geht. Ich liege im Zelt, den Kopfhörer auf dem Ohr und die Batterie feuert. Das ist die richtige Musik. In den Pausen höre ich den Vögeln zu, wenn nicht gerade ein Anruf kommt. Die Gegend hier ist eine einzige Wiese. Hohes Gras und das ist ein Singen und Jubilieren in der Luft. Das wäre herrlich, wenn nicht Krieg wäre.
Für heute will ich schließen. Ein Teil von der Zeitung will ich lesen und dann wird etwas gepennt. Wir haben viel Schlaf nachzuholen. Wenn‘s Tag wird - kurz nach zwei Uhr morgens - sind wir auf den Beinen.
Seid herzlich gegrüßt
von Eurem Sohn
Hans
Liebe Eltern !
Die Päckchen und der Brief aus Klosterreichenbach sind angekommen. Ich habe staunen müssen, dass es immer noch so gute Sachen gibt. Ich habe sie mir gut schmecken lassen.
Dass Ihr Euch so gut erholt habt, freut mich. Mutter wird so sicher alles leichter schaffen und nehmen. Luftveränderung tut ja immer gut.
Auch wir haben zurzeit reichlich Luftveränderung. Doch muss ich sagen, dass diese Art von Kriegsführung jedenfalls für uns gut zu ertragen ist, fast gemütlich zu nennen. Zum Schuss kamen wir die ganze Zeit nicht. Und so bleibt viel Zeit zum Sonnenbaden. Jedenfalls reut das niemand. Vielleicht fangen wir nächstens wieder mit Fußdienst an.
Na ja, vorne geht‘s inzwischen ja sehr gut weiter. Im Süden und am Mittelabschnitt sind die ganzen Winterstellungen überrannt und Don und Wolga heißen die Ziele. Rostow wird wohl bald wieder fallen Stalingrad all jene Ziele, welche wir im letzten Jahr wegen des drohenden Winters nicht mehr schaffen konnten. Dies alles beweist unsere große Schlagkraft. So werde ich wohl recht haben, wenn ich sage, dass bis Winteranfang Russland erledigt sein wird bzw. die Hauptkampfhandlungen abgeschlossen. Hoffentlich brauchen dann nicht wir gerade Besatzungsarmee zu spielen. Ich glaube aber kaum, dass wir den zweiten Winter hier verbringen müssten.
Für heute soll der Sonntagsgruß beendet sein. Lebt wohl und herzliche Grüße
Euer Sohn
Hans
Wehrmachtsbericht vom Sonntag, den 14. Juni 1942 (Auszug)
Vor SEWASTOPOL dringt der deutsche Angriff in erbitterten Nahkämpfen immer tiefer in das mit allen Mitteln der Natur und Technik geschützte Festungsgelände ein. Das auf beherrschender Höhe gelegene neuzeitliche und starke FORT STALIN wurde genommen. Gegenangriffe der Sowjets scheiterten. Kampfflugzeuge versenkten ein in die Südbucht der Festung einlaufendes Transportschiff von 10000 BRT.
(…)
Im Raum ostwärts CHARKOW wurde ein Teil der eingeschlossenen feindlichen Kräfte vernichtet oder gefangengenommen. Der Kampf gegen die Reste des geschlagenen Feindes ist noch im Gange. Bisher wurden über 20000 Gefangene eingebracht und 169 Panzer, 113 Geschütze sowie zahlreiche andere Waffen und Kriegsgerät erbeutet oder vernichtet. (S.159)
© Willi Volka
Wladimirs Geschichtsbucheintrag
I m Geschichtsbuch markiert
W assiljewitch und Wladimir
A m Hebel der Macht sitzend im
N ominalen imperialen Größenwahn
D ie Macht aus einsamen Ich
E rhebt sich zu brutaler Gewalt und
R evisionistisch Tod Leid Trümmer und - Wehrwillen.
S endet Panzer bombardiert zerstört
C hamäeleonsgleich kommandiert aus Lebenslügenphilosophie
H ängt narzisstisch im Selbstnirwana
R ettung eines versunkenem Großreiches
E xpansion im mutativen Krieg durch Leichen
C haos säen im Garten Freiheit
K ämpft vernebelnd mit Worten und Macht
L eidensbereiter Trotz bereitwillig Gewehre ergreift
I m ‚Sag mir wo die Blumen sind‘
C hronik durch Blut und Trümmern geschrieben
H ebt Schrecklichen den Zweiten zum Pranger hoch
E ndlos im kollektiven Gedächtnis wenn Trümmer längst geräumt.
© Willi Volka